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kleinen Theil Eigenthum der Gemeinde, die aber kein Pachtgeld erhält. Auf der Rems wird der hiesige Holzgarten mit Holz versehen; auf dem Neckar gehen Holzflöße für den Rhein. Am unmittelbaren Ausflusse der Rems finden 3 bis 4 Schiffe Haltplatz und Schutz. Oberhalb der Neckarbrücke halten gewöhnlich Schiffe zum Übernachten, manchmal 3 bis 4, mit je 2 bis 3 Beinachen. Der Boden ist nur theilweise fruchtbar, meist rother, an den Seitenwänden und im Thal dünner, auf den Höhen tiefer gehender Thonboden; 1/3 ist ganz gering, mit mehr Steinen als Erde. Die gewöhnlichen Früchte des Unterlandes, die nicht eigentlich fetten Boden brauchen, gedeihen, weniger Ölfrüchte. Die Luft ist rein, mild und sehr gesund, so daß außer dem spurlos verschwundenen Schleim- und Nerven-Fieber im Jahr 1847 seit mehr als Menschengedenken hier keine ansteckende Krankheit war. Im Thale sind Frühlingsfröste häufig; Hagelschlag ist selten und nicht bedeutend. Im Verhältnisse zu dem gegenüber liegenden Neckargröningen ist die Ernte etwa 8 Tage später, was also vom Boden herrührt.

Neckarrems ist dem Forstamte Reichenberg und dem Cameralamte Waiblingen zugetheilt und der Sitz einer der S. 66 gedachten Filialverwaltungen der königl. Holzgartenverwaltung Stuttgart. Der Staat ist allein gefällberechtigt. Er erhebt 1050 fl. für den großen Zehenten, 192 fl. für den kleinen, 48 fl. für den Heu-, 150 fl. für den Wein- und 52 fl für den Noval-Zehenten, sowie 5 fl. Surrogatgelder, 13 fl. 32 kr. und 106 Sch. Frucht als Lehengefälle und 99 fl. 50 kr. für Bodenwein.

Die Lage des Pfarrdorfes Neckarrems, dessen Namen sich nach seiner natürlichen Lage gebildet hat, ist sehr schön, zumal durch den Einblick in das Neckarthal. Es liegt 1 Stunde nordwestlich von Waiblingen, theils am Abhang eines Hügels an der Rems hin, theils im Thal und ist gegen Norden und Osten offen und frei. Das Dorf ist reinlich und freundlich, etwas bergig und durch die Rems getheilt, über welche eine, beide Theile verbindende, steinerne Brücke führt, wofür ein Brückengeld erhoben wird, indeß über den Neckar eine bedeckte Holzbrücke geht. Ein Steg über die Rems dient mehr nur für die Zwecke des Holzgartens. Durch den Ort führt die gute und lebhafte Straße von Waiblingen nach Ludwigsburg; auch ist er durch Vicinalstraßen, welche die Gemeinde hoch zu stehen kommen, mit Winnenden und den andern Nachbarorten verbunden.

Neckarrems hat 115 Haupt- und 58 Neben-Gebäude. Über das Alter der so ziemlich in der Mitte des Ortes gelegenen Kirche zu St. Michael und Sebastian ließ sich nichts erheben;

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)