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wird und zu Zeiten ganz vertrocknet. Der Boden ist fruchtbar; der Lehm schlägt vor, wie denn auch Töpfererde darin sich findet. Die Luft ist rein und trocken. Hagelschlag ist sehr selten, da sich die Gewitter leicht an dem Hohenreusch brechen und ins Remsthal getrieben werden.

Die Gemeinde gehört zum Forstbezirk Reichenberg und zum Hofcameralamt Winnenden, welches gegen die Pflicht zur Faselviehhaltung alle Zehnten, mehrere Theilgebühren und außerdem 2 fl. 5 kr. an Geld, 3 Sch. glatte Frucht, 2 Sch. 2 S. Dinkel,. 2 Sch. 7 S. Haber und 2 Eimer 11 Imi Bodenwein noch zu erheben hat. Seit 1818 hatte die Gemeinde verschiedene Grundlasten im Capital von 569 fl. 3 kr. dem gedachten Amte abgekauft. Auch die Stiftungspflege Winnenden bezieht 9 Sch. Gültfrucht.

a) Das Pfarrdorf Hertmannsweiler – im Jahr 1453 als Hirßmannsweiler, im Jahr 1498 als Hartmannsweiler vorkommend – liegt 3 Stunden nordöstlich von Waiblingen, theilweise in einem Wiesengrunde, der von einem der oben genannten Bächlein durchschnitten, nur eine unbedeutende Einsenkung in die Ebene macht, und theilweise am westlichen Abhange des Bergrückens, auf dessen Spitze das Dorf Bürg liegt. An Quellwasser hat der Ort keinen Mangel, doch fast lauter Pumpbrunnen. Der Anblick ist wegen der zum Theil zwischen den Häusern liegenden Gärten und Baumgüter freundlich. Das Dorf ist von der Staatsstraße nach Hall und der Vicinalstraße vom Welzheimer Wald, welche hier in die erstere einmündet, durchschnitten. Es zählt 103 Haupt- und 105 Nebengebäude.

Die freundliche Kirche ist in gutem Zustand und 1733 von der Stiftungspflege an der Stelle einer älteren, kleineren, die schon 1524 genannt wird, erbaut worden. Sie steht in der Mitte des Ortes. Das Schulhaus hat vor 20 Jahren gleichfalls die Stiftungspflege erbaut. Ein Pfarrhaus ist noch nicht vorhanden. Die Einwohner sind bei religiösem Sinne betriebsamer als manche ihrer Nachbarn. Die meisten haben ihr gutes Auskommen. Haupterwerbsmittel ist der Ackerbau, dessen Betrieb im Allgemeinen gut ist. Doch ist noch der Wendepflug in Übung. Zur Ernte- und Herbst-Zeit gehen Manche nach andern Orten und Gegenden in Arbeit. Die Markung begreift 393/8 Morgen Garten, 5436/8 Morgen Acker, 1981/8 Morgen Wiesen und 1725/8 Morgen Weinberg. Auf eine Familie treffen nur etwa 61/2 Morgen Baufeld. Die Brache wird angebaut. Vom Winterfeld werden etwa 3/4 mit Dinkel und 1/4 mit Roggen und Einkorn, vom Sommerfeld 3/4 mit Weizen, 1/4 mit Haber und 1/4 mit Gerste angeblümt. Das Dorf gehört zu den besten Dinkel- und Weizen-Orten.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)