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Das Pfarrhaus liegt mitten in der Stadt, das Diakonathaus bei dem vormaligen Stuttgarter Thor; beide hat der Staat im Bau zu erhalten. In dem an derselben Straße liegenden Präceptoratsgebäude ist auch die Realschule untergebracht; die Baulast hat die Stiftungspflege. – Das Oberamtsgebäude liegt an der nach Winnenden führenden Straße, den beiden Fruchtkästen des Staats gegenüber, welche ohne Zweifel auf den Fundamenten des hier gestandenen, 1634 abgebrannten Schlosses erbaut worden sind – zunächst dem „Schloßhofe,“ dessen Mauern zu Erbreiterung der Straße unlängst abgebrochen wurden. – Das Oberamtsgerichtsgebäude liegt auf dem ziemlich geräumigen Marktplatze; – nicht ferne von diesem das Cameralamtsgebäude, früher der Sitz der zuvor erwähnten geistlichen Verwaltung. – Das eine Erweiterung erfordernde Rathhaus liegt gleichfalls auf dem Marktplatze; das ältere, nahe gelegene Rathhaus, 1725/30 gebaut, ist 1840 um 3000 fl. verkauft worden. – An sonstigen Gebäuden sind noch zu erwähnen: der oben in der Stadt gelegene Hochwachthurm, welchen der Brand 1634 verschont hatte; die daneben gelegene „Fuggerei,“ wo einst, nach der jedoch unbescheinigten Sage eine Weberei der Grafen Fugger gewesen sey; die „alte Herberge,“ ein großes Privatgebäude neben dem Cameralamt; der oben erwähnte Beinsteiner Thorthurm. Das beim Markt stehende vormals Zacher’sche Haus (jetzt Dietrich’sche Apotheke) hat folgende Inschrift:

1164. Der löblich Kayser Friederich
0000. Rothbart genannt hat zieret mich
0000. Ferdinand des Andern Kriegesmacht
1634. Hat mich um allen Wohlstand bracht
0000. Eberhard der Dritt von Württemberg
1638. Schützt wieder, thut ein fürstlich Werk
0000. Wolfgang Zacher der erst Amtmann
1640. Fangt wieder hier zu bauen an
0000. Und dies Haus ist das erst gesein
0000. Gieng nochmal wieder auf gar fein
0000. Nahm zu und bessert mich sehr wohl,
0000. Dessen ich Gott stets danken soll.

Außerhalb der Stadt, an der Straße nach Beinstein, steht das Siechenhaus mit einer gothischen Capelle, welche seit 1848 als Schießstätte benützt wird. Zunächst derselben tritt der nordöstlich herkommende Ketzenbach in die Rems.

Die Einwohner und ihr Nahrungsstand.

Waiblingen zählte auf den 3. December 1846 3304 ortsangehörige Einwohner, nämlich 1593 männliche, 1711 weibliche,

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0096.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)