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von dem abgegangenen Schlosse der Herren v. Helmstädt, welches 1627 durch Kauf an den württ. Leib- und Hofmedicus Dr. Oßwald gekommen war (s. unten).

Das am nördlichen Ende des Dorfs stehende, ehemals gleichfalls den Herren v. Reischach gehörige Schlößchen, dient gegenwärtig als Bauernwohnung.

Der am nordwestlichen Ende des Dorfs gelegenen Kirche, welche im Jahr 1722 styllos erweitert wurde, ist von ihrer ursprünglichen germanischen Bauweise nur der spitzbogige Eingang geblieben; der untere Theil des viereckigen Thurms, welcher die Stelle des Chors vertritt, ist massiv erbaut und sehr alt, der obere erst später aus Holz aufgebaut. Von den beiden Glocken ist die größere 1774, die kleinere 1698 gegossen worden; eine dritte Glocke wurde im Jahr 1790 von der Kirche auf das Rathhaus versetzt. Ein steinernes Grabdenkmal im Innern der Kirche stellt eine Frau in mittelalterlicher Tracht vor, und neben ihr ein Kind, dem sie die Rechte auf den Kopf legt. Von der Umschrift des angebrachten Wappens der Herren v. Reischach ist Anno dom. 1562 noch leserlich. Aus dem schmucklosen Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in den Chor, dessen einfaches Kreuzgewölbe früher bemalt war, aber in neuerer Zeit, mit Ausnahme der Gewölbegurten eine weiße Tünchung erhielt. Die Unterhaltung der Kirche hat zu 1/3 die Stiftungspflege, und zu 2/3 die Gemeinden zu besorgen. Der Begräbnißplatz liegt am nördlichen Ende des Orts.

Das auf einem freien Platz in der Nähe des Rathhauses angenehm gelegene Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staat zusteht, befindet sich in gutem Zustande. Im Jahr 1833 ließ die Gemeinde ein Schulhaus, in welchem sich auch die Wohnung des Lehrers befindet, mit einem Aufwand von 2400 fl. neu erbauen; früher befand sich die Volksschule, neben welcher auch eine Industrieschule besteht, in dem Rathhause, einem alten, mit Thürmchen und Glocke versehenen Gebäude. Außer diesem ist eine Kelter mit drei Bäumen, ein in den 1830ger Jahren erbautes Gemeindebackhaus, und ein öffentliches Waschhaus, vorhanden.

Sein Trinkwasser erhält der Ort von dem 1/2 Stunde entfernten Eberdingen mittelst einer Leitung, durch welche ein laufender Brunnen im Ort gespeist wird, der das ganze Jahr hindurch gutes Wasser in hinreichender Menge spendet. Überdieß fließt der Strudelbach, dessen rascher Lauf Veranlassung zu seiner Benennung gegeben haben mag, mitten durch den Ort und treibt daselbst eine Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang. Der Bach gefriert nie, und tritt selten aus.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0215.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)