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nur die für den gewöhnlichen Localbedarf arbeitenden Handwerker vorhanden; wie denn überhaupt die Erwerbsquellen der Einwohner auf Feldbau und Viehzucht sich beschränken.

Obgleich die Landwirthschaft mit vielem Fleiß und großer Umsicht, und neuerlich unter Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften, betrieben wird, und der Boden im Allgemeinen fruchtbar ist, so sind doch die Einwohner meist unbemittelt, was mitunter von der im Verhältniß zur Bevölkerung beschränkten Ortsmarkung herrühren mag. Im Einzelnen beträgt der ausgedehnteste Güterbesitz 26 Morgen, der mittlere 9 Morgen, Viele aber besitzen gar kein Grundeigenthum, und suchen sich durch Taglohnarbeiten zu nähren. Die häufigste Vertheilung des Grundbesitzes besteht in 1/41/2 Morgen großen Parcellen.

Die im Allgemeinen sparsamen und ordnungsliebenden Einwohner gehören in körperlicher Beziehung zu den wohlgewachsensten des Bezirks.

Bei dem Ackerbau wird hauptsächlich auf Dinkel und Hafer gesehen; außer diesen kommen noch Gerste, Wicken und Linsen zum Anbau. Der Ertrag der Felder ist wie bei dem nahe gelegenen Roßwaag, nur steigert sich derselbe in ganz günstigen Jahrgängen und auf den ergiebigsten Gütern bis zu 16 Scheffel Dinkel per Morgen. In der zu 3/4 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen (s. Roßwaag) etwas Mohn, Hanf für den eigenen Bedarf, und in neuerer Zeit mit Vortheil Tabak. Die höchsten Preise eines Morgens Acker waren noch vor kurzer Zeit 600 fl., gegenwärtig 500 fl., die mittleren 150 fl. und die geringsten 80 fl. Dinkel und Hafer wird ziemlich viel an Händler, die in’s Ort kommen, abgesetzt. Der auf etwa 180 Morgen betriebene Wiesenbau ist sehr gut und liefert vortreffliches Futter. Die Wiesen, welche durchaus bewässert werden können, und häufig noch den dritten Schnitt erlauben, ertragen durchschnittlich 25–30 Centner Heu und 12–15 Zentner Öhmd per Morgen; der dritte Schnitt wird grün verfüttert. Die Wiesenpreise, welche ebenfalls früher höher standen, bewegen sich von 200–350 fl. per Morgen. Die Obstzucht wird wie in Roßwaag betrieben (s. dieses), und der Verkauf an Obst besteht meist in Zwetschgen, welche hier sehr gerne gedeihen. Jungstämme werden in den Weinbergen nachgezogen. Der Weinbau ist sehr ausgedehnt und liefert ein vortreffliches Erzeugniß, das zu den besten des Bezirks gehört; der für den Weinbau benützte Boden ist etwas fetter als in Roßwaag, daher die Weine etwas milder, aber weniger lagerhaft sind. Bauweise und Rebsorten wie in Roßwaag (s. dieses). Gegenwärtig

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)