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Obervogt zu Sachsenheim“, die andere: „Gott ist mein Trost, Johann Michael Hirschmann Vogt zu Sachsenheimb anno dom. 1631.“ Letztere hat das Monogramm MR, das häufig auch auf den gemalten Rathhausfenstern im Amts-Oberamt Stuttgart vorkommt. An die von der Gemeinde dem Staat im Jahr 1829 abgekaufte Gemeindekelter wurde im Jahr 1834 ein öffentliches Backhaus angebaut; ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst. 1

Am nordöstlichen Ende des Orts steht das sehr ansehnliche Schloß, der ehemalige Sitz der Herren von Sachsenheim. Dasselbe nebst Garten wurde im Jahr 1828 von dem Staat an den General v. Misani und von diesem im Jahr 1846 an den Rittmeister Freiherrn v. Röder verkauft, dessen Tochter Anna es noch besitzt; es theilt sich in das eigentliche alte Schloß und in die Neben- oder vielmehr Vorgebäude, welche einen großartigen Hofraum umschließen, zu dem ehemals ein festes Thor führte. Das Ganze ist mit einem Graben umgeben und überdieß führt noch ein besonderer, ausgemauerter Graben in einem Kreisrund um das eigentliche Schloß; über eine steinerne Brücke (früher Zugbrücke) gelangt man zu der unter dem Schloß durchführenden rundbogigen Einfahrt und weiter in den innern Hofraum, der früher von dem Schloßgebäude ganz umschlossen, jetzt nur an einer Seite, an der im Jahr 1823 ein Theil des Schlosses abbrannte, offen ist. Obgleich es in neuerer Zeit verändert und modernisirt wurde, trägt das Gebäude in seiner ganzen Anlage und seiner soliden Ausführung doch immer noch das Gepräge einer Ritterburg, namentlich vermöge seines Eingangs mit der Brücke, über welchen zwei sachsenheimische Wappen mit Umschriften angebracht sind, welche sagen, daß das Schloß im Jahr 1542 abbrannte, und daß dasselbe im Jahr 1544 wieder zu bauen angefangen wurde. An der stumpfwinkeligen Ecke der Vorderseite des Schlosses steht aus Stein gehauen ein geharnischter, kniender Ritter, auf dessen Schild, wie zu dessen Füßen das Wappen der Herren von Sachsenheim sich befindet. Auf der Brüstung der Schloßbrücke steht ebenfalls aus Stein gearbeitet das vermeintliche Bild des durch Märchen bekannten Klopferles von Sachsenheim[1], ein zusammengekauertes


  1. Der Hausgeist Klopferle, ein früherer Bewohner des Hauses, klopft meist unsichtbar, zuweilen jedoch an hohen Festen sichtbar im ganzen Haus herum, bedient die Ehehalten beim Holz- und Wassertragen, treibt aber auch viel Possen; oft bindet er z. B. des Nachts das Vieh um; sind die Kirchweihkuchen ordentlich aufgeschichtet, so wirft er sie durcheinander. In der Regel unschädlich, schlägt er denjenigen, welcher ihm befehlen will. Einstmals, trotz seiner Warnung beschworen, habe er das Schloß abgebrannt, worauf das Geschlecht ausgestorben sei. S. mehreres bei Klunzinger Zabergäu 3, 140, Meier Sagen aus Schwaben 1, 80.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)