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schwer zugänglich, die nördliche und östliche Seite aber ist mittelst eines tiefen ausgemauerten, großentheils in den Felsen eingebrochenen Grabens, künstlich befestigt und unzugänglich gemacht; außerhalb des Grabens läuft eine sehr starke Mauer, die zum Theil noch Reste des Umlaufs mit drei Halbrondeln an der Nordseite zeigt. Gegen Süden und Westen sind bedeutende Vorwerke angebracht, von denen sich zwei Mauern den Berg hinabziehen und an die Stadtmauern der ursprünglichen alten Stadt anschließen, während später eine dritte Mauer bis an das Ende der Mühlvorstadt angelegt und so auch diese in den Schutz des Bergschlosses gezogen wurde. Außer diesen Befestigungen läuft zunächst um das Schloß ein 10′ tiefer Zwinger, dessen Mauer aber auf der Seite gegen den Graben eine Höhe von 25′ hat. Innerhalb dieser in einem Eirund angelegten Befestigung erhebt sich das großartige, massiv erbaute dreistockige Schloß, das mit seinem an der Nordseite vorhandenen, doppelten Zwinger einen nicht unbeträchtlichen Hofraum einschließt. Das Schloß selbst besteht gleichsam aus zwei Flügeln, die gegen Süden spitz zusammenlaufen; an dieser Spitze steht zwischen beiden Flügeln ein viereckiger, hoher Thurm, der übrigens in seinem oberen Theile modernisirt wurde [1]. Das Schloßgebäude, obgleich in verschiedenen Perioden mehrfach verändert, hat noch viel Alterthümliches, und ist, wie auch die Zwingermauer, meist aus Buckelsteinen (Bossagen) erbaut. An der gegen den Schloßhof gekehrten Seite des westlichen Flügels befinden sich noch Reste eines im großartigen Maßstabe angemalten herz. würt. Wappens und ein halbrundes Thürmchen, in welchem eine Wendeltreppe zu den Gelassen des Schlosses führt. Zu dem Schloß führen zwei Thore, das eine durch die Vorwerke, das andere, spitzbogige, ist unter dem westlichen Schloßflügel angebracht und geht unmittelbar in den Schloßhof, in welchem sich ein tiefer Pumpbrunnen befindet. Das ehemalige Bergschloß wurde im Jahr 1734 das letztemal erneuert und bedeutend befestigt, später, zu Ende des vorigen Jahrhunderts, diente es als Militärspital, von 1802–1811 als Kaserne, und von 1811–1815 abermals zeitweise als Militärspital. Seit dem Jahr 1842 beherbergen die Schloßgebäude eine in Folge des Polizeistrafgesetzes errichtete Beschäftigungs-Anstalt für Confinirte (Reg.-Bl.


  1. Sattler erzählt in seiner top. Geschichte von Württemberg Seite 249, daß im Jahr 1584 das Kind des Thurmbläsers aus einer Kammer des Thurms auf das Schloßdach, von da auf ein anderes Dach und endlich, ohne Schaden zu leiden, auf das Pflaster gefallen sei. Zum Andenken an diese Begebenheit ließ der damalige Obervogt, Christoph v. Wolframsthal, etliche vergläßte Ziegel in einem Zirkel und inmitten ein Kreuz auf das Dach einstoßen.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)