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Umtriebszeit von 60–70 Jahren bewirthschaftet. Die Gemeindewaldungen, soweit sie nicht in Nadelholz bestehen, sind auf eine Umtriebszeit von 15–30 Jahren gesetzt und werden als Mittel-Waldungen behandelt. Eigentliche Niederwaldungen kommen nur wenige vor. Die Eiche erfordert unter günstigen Bodenverhältnissen 150–200 Jahre, um zur Wellbaum- oder Holländerholz-Stärke heranzuwachsen. Im ganzen Bezirk beträgt das Nutzholz der Laubwaldungen etwa 25 % der ganzen Holzproduction, und der durchschnittliche jährliche Zuwachs wird zu 1/41/2 Klafter per Morgen angegeben.

Von den Nebennutzungen sind zu nennen:

1) Die Eichenrinde, welche sowohl in den Staats-, als auch zum Theil in den Gemeinde-Waldungen von älteren, in der Schälzeit gefällten Eichen gewonnen wird. 2) Die Waldstreu, welche, in Laub, Heide, Moos und dürrem Waldgras bestehend, als ein dringendes Bedürfniß des Landwirts sehr gesucht ist. 3) Die Gräserei wird nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet, während die Waldweide in Folge der eingeführten Stallfütterung längst aufgehört hat. 4) Das Eckerig wird in den Staats- und Hofdomänen-Waldungen, theils gegen baares Geld oder gegen eine Naturallieferung verliehen, theils zur Aufforstung und Verbesserung der Waldungen verwendet; in den übrigen Waldungen wird der Eckerigsertrag, da die Gemeinden und Privatwaldbesitzer diese dem Staat früher zugehörige Nebennutzung abgelöst haben, theils zu den eigenen Waldkulturen, theils zur Fütterung der Schweine etc. und zur Ölbereitung verbraucht. 5) Wildobst, welches in sämmtlichen Waldungen verliehen wird. 6) Besenreis wird entweder im Revierpreis abgegeben oder durch besonders aufgestellte Personen unschädlich geschnitten. 6) Weitere Nebennutzungen, als Heidelbeere, Himbeere, Erdbeere, Haselnüsse, officinelle Kräuter etc. werden von Einzelnen unentgeldlich gesammelt. Dagegen kommen Steinbrüche, auch Thon- und Mergelgruben hin und wieder zur Verpachtung.

Das Leseholz wird an bestimmten Holztagen und sonst fleißig gesammelt; auch das Stock- und Stumpen-Holz ist sehr gesucht.

Die Fortschaffung des Holzes aus den Waldungen geschieht je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse, oder auf Schlitten, da weder Rutschen, noch Schwellen und Floßbäche, sich vorfinden. Übrigens beziehen die Bezirksangehörigen einen Theil ihres Holzbedarfs von Außen; namentlich erhält Vaihingen einen großen Theil seines Brennholzes aus dem Schwarzwald, vermittelst des Enzfloßes, von welchem auch die mehr östlich gelegenen Orte sich mit ihrem Bedarf aus dem Holzarten in Bissingen versehen. Auch das

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 047. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)