Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

man auch keine Spur von einem eigenen Geschlechte von Wittlingen findet. Zwar kommen noch nach dem obengenannten Burkhardt in Urkunden von 1345 und 1346 ein Seifried von Wittlingen und von 1349 ein Heinrich von W. vor; allein beyde waren offenbar blos Ministerialen, die ihren Sitz auf Wittlingen hatten. Sollte vielleicht die alte Seeburg, wo sich auch der Herrenhof (der Uhenhof) befand, der Hauptsitz der Herrschaft und die vorliegende Burg Wittlingen mit den Burgen Baldeck, Fischburg, Hohen-Littstein etc. Zugehörung davon gewesen seyn? Noch im Jahr 1396 verkaufte Bernhard von Seeburg Güter zu Wittlingen an Graf Eberhard von Würtemberg, und die alte Seeburger Kirche stand auf Wittlinger Markung. Die Wittlinger Kirche mit Kirchensatz, Widdum und Zehnten wurde von Gerwig Güß von Laipheim 1397 an die Carthause Güterstein für 250 fl. verkauft; 1412 stiftete Dietrich Spät, Burgherr zu Urach, einen Hof, und 1457 ein Pfarrer zu Wittlingen Haus und Garten daselbst zu der Kirche.

In dem Felsen unter der Burg Hohen-Wittlingen befindet sich die Steffens-Höhle und nicht weit davon die Schillers-Höhle, wovon in der ersten Abtheilung S. 26 eine nähere Beschreibung gegeben ist. Unter die Natur-Merkwürdigkeiten gehören auch die schönen Marmorarten und andere Mineralien, welche in der Gegend gefunden werden, s. S. 39, 45, 46. Eine weitere Merkwürdigkeit ist

Baldeck, einst eine feste Burg, wovon aber jetzt nur noch wenige Spuren übrig sind. Sie stand 1/4 St. von Hohen-Wittlingen aufwärts am Rande des Gebirgs auf der Zinne eines zackigen Felsens, und wurde sonst auch das Madenschlößlein genannt, woraus nachher Mörderschlößlein gemacht wurde. Nach der Volkssage sollen die Bewohner von Baldeck und Wittlingen mittelst Zauberey durch die Luft zusammen gekommen seyn; nach einer andern Sage fand eine unterirdische Verbindung mittelst der Schillershöhle zwischen beyden Burgen Statt. Sowohl die Erbauung als die Zerstörung der Burg ist unbekannt; es findet sich überhaupt nur eine einzige, aber merkwürdige Nachricht von dem Schloße, sie ist in einer Marchthaler Urkunde vom Jahr 1256 enthalten, und besteht darin, daß die Urkunde, wodurch Graf Rudolph von Tübingen die Schirmsvogtey des Klosters Marchthal dem Bischof von Constanz übergibt, gegeben ist: „im Lager der Blockade von Baldegge“ (in castris obsidionis Baldegge), s. Würt. Jahrbücher 1826. H. 1. S. 77. Bald darauf, 1268, erscheint ein Otto

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_218.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)