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zu Gunsten der lutherischen Lehre in der Stadt entstanden, aber sie wurden jedesmal wieder unterdrückt. Sie fanden insbesondere in dem Obervogt Dieterich von Spät, der in jedem Anhänger der neuen Lehre einen Anhänger des Bauern-Aufruhrs, an dem übrigens die Uracher keinen Theil genommen hatten, und des vertriebenen Herzogs Ulrich erkannte, heftigen Widerstand. Im Jahr 1525 ließ er einen Priester von Unterhausen in Urach mit Ruthen auspeitschen, ein anderer, der dahin gekommen war, um dort die evangelische Lehre zu verkünden, wurde gehenkt, ein Bürger wurde geviertheilt und fünf andern wurden die Köpfe abgeschlagen. Zehn Jahre später kam Herzog Ulrich selbst nach Urach und stellte der Gemeinde in der Kirche daselbst den von ihm mitgebrachten Meister Wenzel (Wenceslaus Strauß), einen Schweizer, als evangelischen Prediger vor. Die Zahl der Geistlichen wurde nun bald, nachdem das Stift 1537 aufgelöst worden war, auf einen Stadtpfarrer, einen Helfer und einen Organisten oder Unterhelfer herabgesetzt; die Stelle des letztern wurde 1568 wieder aufgehoben.

Die besondern Schicksale der Stadt betreffend, bemerken wir noch Folgendes:

Im dreyßigjährigen Kriege 1634 wurde die Stadt 12 Tage lang vom 21. Octob. bis 2. Nov. von dem Obersten Buttler und nachher Mora unter dem Commando des General Gallas belagert. Sie leistete hartnäckigen Widerstand, that mehrere Ausfälle und wies alle Aufforderungen zur Übergabe zurück, bis der Aufflug ihres Pulverthurms sie nöthigte, sich auf Gnad und Ungnad zu ergeben, worauf denn die Stadt der Plünderung preis gegeben wurde. Das Schicksal, ausgeplündert zu werden, hatte die Stadt auch 1638 wieder. Im Jahr 1707, den 15. April, flog die Pulvermühle in die Luft und richtete schreckliche Verwüstung in der Stadt an. S. Kirche.

Von den neueren Kriegs-Ereignissen scheint die Stadt weniger, als andere, betroffen worden zu seyn. An Jakobi 1796 rückten die ersten Franzosen unter General Vandamme

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_123.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)