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Im übrigen sind die Verhältnisse der Pferdezucht dieselben, wie sie schon bey andern Oberämtern der Alp geschildert worden sind. Eine große Ermunterung ist auch in dem diesseitigen Bezirke die Remontirung der Reiterey durch unmittelbaren Aufkauf im Lande geworden.

Die Rindviehzucht ist ziemlich bedeutend, wenigstens bedeutender, als in den Oberämtern Münsingen und Blaubeuren. Der Oberamts-Bezirk zählt im Ganzen 8806 (nach der neuesten Aufnahme 9040) Stück Rindvieh. Über das Verhältniß zur Grundfläche vergleiche S. 60. Das meiste Rindvieh haben verhältnißmäßig die Orte unter der Alp, mit Ausnahme von Urach, namentlich Pliezhausen, Mittelstatt, Bempflingen. Über die Hälfte der Zahl besteht in Melkvieh. Das Rindvieh der Alp ist, wie in andern Bezirken derselben, fast durchgängig von rother Farbe, zart gebaut, klein und unansehnlich. Veredelte oder auswärtige Stämme sieht man selten, am meisten noch den Algaier Stamm mit den großen haarigen Ohren. Die großen Ochsen, die man hier und da arbeiten sieht, sind keine eigene Zucht, sondern werden aus den Donaugegenden geholt. Das Rindvieh in dem untern Oberamts-Bezirk ist mit Ausnahme der Orte, wo die Stallfütterung eingeführt ist, in der Regel von der gleichen Art und Beschaffenheit, wie auf der Alp. Magere und entfernte Weiden, allzufrühe Begattung und Mangel an Sorgfalt für vorzügliche Zuchtstiere stehen der Verbesserung der Rindviehzucht hier wie dort hauptsächlich im Wege.

Die Hauptrichtung der Viehwirthschaft ist auf der Alp die Nachzucht. Unter der Alp ist dieß weniger der Fall, es werden hier wenig Kälber aufgezogen; man ersetzt die Lücken mit Schmalvieh von der Alp, weil dieß im Thale sehr gut gedeiht. Mastung findet man selten, die Fütterung der Rinder zum Schlachten ausgenommen; eine Käserey hatte vormals der Pfälhof, jetzt gibt es keine mehr.

Nach der Weidezeit wird das junge Vieh größtentheils abgestoßen, weil es am Winterfutter fehlt, das Fleisch ist deßwegen dann sehr wohlfeil.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 077. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_077.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)