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Nach der Erklärung, die der Herr Prof. Pauly in den Würt. Jahrbüchern, Jahrg. 1829, H. I. S. 175 u. ff. davon gibt, ist die Inschrift folgendermaßen zu lesen:

    Nro. 1 eine izt gar nimmer leserliche Inschrift (?), auf der vierten folgende (die obige Inschrift).
    Nro. 2 trägt auf einem der 4 Seiten einen Vogel, der auf einem niedern Gestell mit aufgehobenem Flügel sitzt, für einen Raben aber fast zu groß scheint. Auf dem vierten ist oberhalb ein kleiner niedlicher Krug, ein kurzes breites Beil und eine Keule mit großem Haupt und kurzem Stiel. Diese drei Stücke scheinen Opferinstrumente zu seyn, und der Vogel ein prophetisches Sinnbild zu bezeichnen.
    Nro. 3 und 4 eine männliche und eine weibliche Statue, von denen die Köpfe verloren gingen. Nro. 3 ist sehr sichtbar ein Mannsbild und ganz unbekleidet. Die reckte Hand ist gegen den Schenkel gebogen, die linke hält etwas, das einem vollen Beutel gleicht. Die ganze Statue ist mit dem Fußgestell 41/2 Fuß hoch. Etwa einen Fuß niedriger ist Nro. 4, ein Frauenzimmer mit langem, niederhängendem Gewand. Die rechte Hand ruht auf dem Vorderleib, die linke hängt gerade herunter an der Seite, und hält einen kurzen Stab aufrecht.
    Nro. 5 und 6 niedrige, glatt behauene Quadratsteine von etwa 4 Fuß, mit Seitengesimsen. In jedem ist in der Mitte ein Loch eingehauen, an die sich Eisenrost angehängt hat.
    Nro. 7. Das Mittelstück einer Quadrat-Säule von 3 Fuß, mit ausgeschweiften Ecken. Da der obere und untere Theil fehlt, so sieht man hier nur die mittlern Theile der – in das Ganze eingehauen gewesenen Menschen-Figuren. Das eine Bild scheint mit einem Gewand angethan gewesen zu seyn, und hält den rechten Arm gegen die Brust. Bey dem zweyten ist ein kleiner runder Schild vorgehalten. Das dritte beugt sich etwas vorwärts, und zeigt sich von der Brust bis zum Knie in einer Handlung begriffen, denn der eine Fuß ist vorwärts gestellt, vor diesem hin hält die linke Hand eine unkenntliche Figur, und die rechte nur wenig sichtbare scheint gegen dieselbe hoch aufgehoben zu seyn. Das vierte Blid scheint in der rechten Hand einen langen Stab aufrecht zu halten, die linke hängt niederwärts.
    Nro. 8 ein achteckiger Stein, etwa 21/2 Schuh in der Höhe und ebensoviel im Durchschnitt haltend. Die auf jeder der 8 Seiten eingehauenen niedrigen Menschenbilder sind nimmer sehr kenntlich. Bis auf ein einziges, das selbst mit den Füßen eingehüllt ist, sind allesammt nackt. Unten in der Mitte des Steins ist ein Loch.
    Nro. 9 und in ein Quadratstein von etwa 21/2 und ein länglicht Viereck von etwa 5 Schuh in die Länge.
    Stellt man nun die Statuen Nro. 3 und 4 auf die Postamente (?) Nro. 1 und 2, rückt man zwischen sie den achteckigen Stein Nro. 8, und gibt diesem Nro. 5 zur Unterlage und Nro. 6 zum Oberblatt, setzt zu Staffeln vor ihn hin Nro. 9 und 10, und denkt sich ferner eine Säule, wovon Nro. 7 das Mittelstück ist, hinten hervorragend, so sieht die ganze Gruppe einem Opferaltare nicht unähnlich.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 016. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_016.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)