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des evang. Religionsunterrichtes an die Kinder der in der Diaspora befindlichen (zerstreut wohnenden) evang. Familien, zunächst Oberschwabens, sowie Erbauung der Erwachsenen aus dem Worte Gottes zur Aufgabe gesetzt. Dieses geschieht durch drei Reiselehrer, welche die Mittel zur Bestreitung des Nöthigsten erhalten. Zu den Kosten mit 1200 fl. trägt der Gustav-Adolphs-Verein 800 fl. bei, indeß das Fehlende durch freiwillige Gaben aufgebracht wird. Die Schwierigkeit von Auffindung tüchtiger Männer hat den Verein bis jetzt von weiterer Ausdehnung der Arbeit abgehalten.

Schließlich verdient hier noch Erwähnung der von dem verstorbenen Obertribunal-Präsidenten von Georgii 1831 gegründete Verein zu Fürsorge für entlassene Strafgefangene, welcher die Beförderung der bürgerlichen und sittlichen Besserung derselben zum Zwecke hat. Er wird von einem Central-Ausschusse geleitet, und zählte am 1. Juli 1852, einschließlich von 96 Stuttgartern, 1328 Mitglieder, deren Jahresbeitrag mindestens 1 fl. ist, und hat in den meisten Oberamts-Bezirken Hilfs-Vereine. Von 1851/52 waren die Einnahmen 6374 fl., die Ausgaben 5622 fl., das Vermögen 12.229 fl. Der Verein hat neben einem alljährlichen Staatsbeitrage von 1500 fl. namhafte Unterstützungen von dem Könige, der Königin und andern Mitgliedern des Königshauses sich zu erfreuen. Die Rechenschafts-Berichte werden je nach zwei Jahren durch den Druck bekannt gemacht.

Seit 1831 sind ihm 2249 entlassene Strafgefangene zur Fürsorge angemeldet worden; davon mußten sogleich abgewiesen werden, oder sind mit Tod oder Auswanderung abgegangen 840, und haben sich durch Entweichung, durch neue Vergehen oder in anderer Weise der Vereins-Fürsorge wieder entzogen 982; dagegen haben 427 die Bemühungen des Vereins mit gutem Erfolge belohnt. Für entlassene weibliche Strafgefangene hat der Verein eine Zufluchtsanstalt in Wilhelmsdorf.


VI. Allgemeine Polizei-Anstalten.


A. Verkehrs-Anstalten.

Der Zustand der Straßen noch vor 100 Jahren läßt sich daraus abnehmen, daß, wenn auch die besseren, wie die schon 1350 genannte Eßlinger Steige, die Weinsteige und der Bopserweg, gepflastert waren, doch noch 1722 der Weg über die Brag so schlecht war, daß er bei Regenwetter gar nicht benützt werden konnte und die Straße von Ludwigsburg noch 1748 über die Feuerbacher Heide den Herdweg zum Büchsenthore herab führte. Mit dem 1751 aufgekommenen Bau der Kunststraßen wurde zwar eine wesentliche

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0278.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)