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im Maßstabe von 1:50.000 in Arbeit. Die Arbeiten des Präparators Ploucquet am K. Naturalien-Cabinet (L. s. N. – Lo. P.) bestehend in ausgestopften Thieren, zeichnen sich durch ihre Naturtreue aus und werden nach Frankreich, England, Rußland etc. abgesetzt.

Was die zunächst auf das Örtliche angewiesene Bau-Gewerbe betrifft; so haben dieselben in gleichem Verhältnisse mit den häufigeren und schöneren Bauten an Ausdehnung und Kunstfertigkeit gewonnen, so daß die Stuttgarter Werkmeister sich nicht selten auch an größeren auswärtigen Bau-Unternehmungen betheiligen. Steinhauer und Maurer zählte man 1654 11, 1721 8, 1727 9, 1747 18, 1760 23, 1774 21, 1816 15, 1841 21, 1852 29 M. Die Gehilfenzahl ist Sommers 7–800. – Die Ziegelei betrieb die Stadt lange mit Monopolrecht, bis 1700 eine zweite Ziegelei gestattet wurde; 1852 3 M. 7 G. – Die Zimmerleute, Schreiner und Binder errichteten 1490 eine Brüderschaft und erhielten 1530 eine neue Ordnung. Zimmerleute 1654 8, 1698 8, 1727 13, 1760 11, 1816 14, 1841 13, 1852 22, Sommers 200–300 G. – Gipser und Tüncher 1654 4, 1727 7, 1760 11, 1774 13, 1816 17, 1841 31, 1852 36 Gipser und Zimmermaler mit 159 G. Eine Gipsmühle ist in Berg. – Glaser 1654 4, 1727 14, 1760 14, 1810 21, 1816 30, 1841 27, 1852 27 M. 26 G. – Hafner (Töpfer) schon 1393 erwähnt, 1654 3, 1727 4, 1760 6, 1810 12, 1841 17, 1852 13 M. 12 G. Eine Brennstätte ist übrigens nicht hier. Fayence-Öfen und ornamentale Gegenstände fabricirt Carl Übelen. – Die Kaminfeger sind neueren Ursprungs, 1730 4, 1774 3, seit 1810 4, 1852 mit 5 G. Die Schornsteine im Schloß reinigten 1556 etc. 1625 etc. „wälsche Schornstättfeger“ aus Savoyen, der Lombardei etc. – Schon 1544 Wegbesetzer; 1654 7, 1727 9, 1756 11, 1810 14, 1841 21 M. 1852 Feldmaurer 14, wovon 3 in den Weilern, Pflästerer 14 M. 27 G.

Um endlich auch die unterste Stufe der Industrie kennen zu lernen, ist noch des Sammelns von Knochen, Haderlumpen, alten Eisens, Papiers, Glas etc. zu erwähnen. Der Umfang dieses Industriezweiges, der täglich je 6–30 Kreuzer etc. Verdienst gewährt, ergibt sich daraus, daß hier fünf Unternehmer sind, welche die Gegenstände von den Sammlern aufkaufen, sortiren und zur Wiederverarbeitung an Fabricanten absetzen. Es gehen jährlich etwa 200 Wägen voll ab, die Knochen meist nach Cöln.

Auf die Hebung der Gewerbe-Industrie sucht der 1847 gegründete Stuttgarter Gewerbe-Verein einzuwirken. Er zählt (1853) 525 ordentliche, meistens dem Gewerbestand angehörige Mitglieder und giebt gedruckte Jahresberichte heraus. Seine Einnahmen sind 1718 fl., das Vermögen 2588 fl.[1] Er hat eine kleine Bücher-Sammlung zum Ausleihen und veranstaltet alljährlich eine Ausstellung von Probe-Arbeiten der Lehrlinge des Handels- und Gewerbe-Standes, wobei Geldprämien, Medaillen und Belobungen ertheilt werden. Außerdem erhalten unbemittelte würdige Lehrlinge beim Antritt der Wanderschaft angemessene Reiseunterstützungen. Im Sommer 1849 hat er eine (locale) Gewerbeausstellung


  1. Unter den Schenkungen sind 1000 fl. von dem Kronprinzen und 300 fl. von Commercienrath v. Jobst.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0236.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)