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Dahleen seit 1812, die Camellien, Calceolarien, Celosien, Amaryllen, Fuchsien, Azaleen, Volkamerien, Verbenen, Rhododendren, Eriken, in neuester Zeit die duftreichen Orchideen und mancherlei andere schöne Zier-Pflanzen. Daß jetzt auch exotische Pflanzen von Privaten gezogen werden, beweisen die reichen Sammlungen von Cacteen, Aloe (Agaven) etc., wovon unter anderen im August 1847 ein schönes Exemplar im Garten des Stadtraths Sattler herrlich blühte. Die Victoria regia wurde in den Gärten der Wilhelma im J. 1852 gepflanzt und zur Blüthe gebracht. – Der zur Förderung der Garten-Cultur, hauptsächlich der Obst- und Blumen-Zucht, 1842 gegründete Blumen- und Garten-Bau-Verein, unter dem Protectorat des Königs, hat sich namentlich in der letzterwähnten Richtung verdient gemacht, und wirkte besonders durch die mit Preisen verbundenen Ausstellungen aufmunternd. Einige im J. 1853 von Gärtnern und Garten-Freunden eröffnete kleinere Blumen- und Früchten-Ausstellungen waren sehr besucht. 1

Die Gemüse-Gärtnerei ist in neuerer Zeit beinahe ganz in die Hände der Weingärtner übergegangen. Für die Mehrzahl derselben bildet der Küchen-Garten eine ergiebige Nahrungs-Quelle, indem auf den hiesigen Märkten auch viele Gemüse für Auswärtige gekauft werden. Während der Mann das eigene oder gepachtete Gütchen baut, oder im Taglohn arbeitet, ist es die Frau mit ihren Kindern, welche durch unermüdlichen Fleiß, durch starkes Bedüngen und häufiges Begießen dasselbe Stück vier- bis fünfmal des Jahrs zum Ertrag bringt. Es ist erwiesen, daß ein Viertel wohlgebauten, fleißig gepflegten Küchen-Gartens, mit den in demselben gelegenen Früh-Beete nicht selten einen Rein-Ertrag von 300 fl. gewährt. Die Zahl der Früh-Beete ist 500, wovon 200 mit Fenstern versehen sind. Wie hoch sich der Ertrag derselben steigert, erhellt daraus, daß die frühen Gemüse im Anfang zu außerordentlich hohen Preisen bezahlt werden, und daß die in denselben erzogenen frühen Setzlinge gleichfalls auch nach Außen zum Absatz kommen. Dadurch, daß die Weingärtners-Wohnungen dem Garten nahe liegen, und durch die Benützung des Straßenkehrichts zu Compost, wird der Gemüse-Bau wesentlich gefördert. Die Gemüse werden theils in den Mist-Beeten gezogen, wie frühe Brockel- und Zucker-Erbsen, frühe Karotten, Bohnen, Gurken, Blumen-Kohl etc., theils in das freie Land verpflanzt, wie Lattich, Karotten, Winter-Kopf-Salat, Schnitt-Kohl, Brockel- und Zucker-Erbsen, früher Sommer-Kopf-Salat, Monat- und Zweimonat-Rettige, frühe Sommer-Rettige, Mangold, frühe Wirsing- und Kohl-Arten, Spinat,

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)