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zwei 130′ lange, 40′ breite Flügel anzuschließen, die einen 130′ langen und 53′ weiten Hof zwischen sich fassen, der dicht bis an die Hausfront stößt. In dem östlichen Flügel ist die Anfahrt, der Hauptaufgang zum Hause, in dem westlichen dagegen Wagenremise und Stallungen angebracht. Diese Nebengebäude haben wieder terrassenförmige Bedeckung in demselben Niveau mit dem Boden des Erdgeschosses, so daß dieser, gleichsam über die Flügel fortgesetzt, anmuthige Spaziergänge bildet, die zur Erhöhung der Annehmlichkeit mit hübschen, auf Steinsäulen ruhenden Lauben überdeckt sind, welche verschiedene Arten amerikanischer Reben mit ihrem kräftigen fußbreiten Laube beleben.

Der auf die erwähnte Weise geschaffene, um den ganzen 171′ langen und 202′ breiten Unterbau sich herziehende (von S. nach N.) 350′ lange und (von O. nach W.) 338′ breite freie Raum ist südlich und westlich durch eine, auf hohen Futtermauern stehende, am Rande mit Kastanien besetzte Balustrade begrenzt und an den Ecken und in der Mitte durch breite Treppen unterbrochen, die nach den tieferliegenden Theilen des Gartens führen, von wo aus Grotten und Wasserbecken, die in der Futtermauer ausgehöhlt sind, ihren Zugang erhalten. In einer westlich gelegenen Grotte steht eine schöne Gruppe aus cararischem Marmor, den in einen Faun verwandelten Jupiter, der die Antiope in den Armen hält, vorstellend. Das Gebäude ist über dem Souterrain zweistockig, und die vier Ecken sind noch durch thurmartige luftige Aufbaue, oder Attiken, überragt, die zwischen der Verlängerung ihrer inneren Seitenwände einen breiten, zu oberst um das gläserne Dach der Mittelpartie führenden Gang fassen. Der Würfel des Gebäudes selbst mißt von O. nach W. 128′, von S. nach N. 106′, vom Hofboden bis zum Hauptgesimse einschließlich 65′ und sammt der Attike auf den vier Ecken 76′. Über diese wagrechte Ausdehnung treten auf der Ostseite zwei Portiken, an beiden Enden derselben und durch beide Stockwerke gehend, über die Flucht des Gebäudes hervor, auf der Südseite im untern Stockwerk eine große Veranda auf jonischen Säulen und auf der Westseite gleichfalls im untern Stockwerk ein halbrunder Vorbau von 16′ Radius.

Der Unterbau und die daranstoßenden Nebengebäude sind im Äußern ganz aus rothen Keupersandstein-Quadern, in grober Rustico-Bearbeitung, erbaut. Die zwei, beziehungsweise drei Stockwerke darüber sind aus sogenanntem weißem Keupersandstein-Quaderwerk, die Fenster und Thüren der Erdgeschosse alle mit Bögen geschlossen, und sämmtliche Architektur-Theile auf die mannigfaltigste Weise im reinen Renaissance-Styl des 15. Jahrhunderts ornamentirt,

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)