Seite:OAStuttgartStadt0159.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bildes der Poesie in den Stanzen des Vatikans zu Rom. Das Bühnenhaus hat bis unter das Dach gegen 100′ Höhe, so daß neben dem nöthigen Raume für die Maschinerien ober- und unterhalb alle Vorhänge ungerollt in die Höhe gezogen werden können, während die nördlich und westlich an sie anstoßenden großen Coulissenmagazine das rasche Ineinandergreifen bei Scenirungen u. dgl. ungemein erleichtern. Für die Herstellung der Bühnendecorationen ist durch einen hohen und hellen Malersaal und einen kleineren Saal hinlänglich gesorgt. Über der Bühne sind zu beiden Seiten hinter der Scene drei Maschinen-Galerien angebracht, von denen aus jene mit Gas beleuchtet wird. Darüber endlich befindet sich der sogenannte Schnürboden, und über den Zuschauerräumen die Maschinerie zum Niederlassen und Emporziehen des Kronleuchters. Auf der nämlichen Höhe, zunächst unter dem Hängewerk der Decke, sind die bereits erwähnten Wasserbehälter zum ersten raschen Dienste bei drohender Feuersgefahr aufgestellt, ein großer, der 24 Eimer Wasser faßt, und drei kleinere, 10 Eimer fassende. Auch über diese Räume, wie überhaupt durch das ganze Haus, Bühne, sowie Zuschauerräume, verzweigt die vortrefflich angelegte Löschanstalt ihre Schläuche, wobei überdieß noch die eigenthümliche und ausgezeichnete Einrichtung getroffen ist, daß innerhalb der Wände der Umfassungsmauern des Hauptgebäudes die Löschmannschaft, (zunächst aus einer Abtheilung der freiwilligen Feuerwehr bestehend), ohne vom Publikum bemerkt oder genirt zu werden, auf Leitern vom Souterrain aus in alle Stockwerke bis zum höchsten gelangen kann. Letztere Anordnung wurde vom Hofbaurath Büchler eingeleitet, dem das Theater, seitdem er dasselbe übernommen, überhaupt mehrere sehr zweckmäßige bauliche Einrichtungen oder Veränderungen verdankt. 1

An das Schloß stoßen südöstlich die unter dem Namen „Academie“ bekannten, auf die Schloßflügel gehenden Schloß-Neben-Gebäude an. Ursprünglich eine Reiterkaserne, zu welcher 12. Mai 1740 der Grundstein gelegt ward und nach Legers Plan aus Steinen erbaut, bestand sie aus dem mittleren Hauptgebäude und den beiden anstoßenden Flügeln. Als die unten zu erwähnende Carls-Academie 1775 von der Solitude hierher verlegt worden, kamen die durch Oberbaudirector Fischer ausgeführten beiden äußeren Flügel aus Fachwerk und zwei Pavillons hinzu, so daß die vier Flügel drei geräumige Höfe einschließen, deren mittlerer und größter später mit einem schönen Brunnen geziert wurde. Sie haben mit dem Unterstocke zwei Stockwerke und Mansarden. In dem äußersten Flügel gegen Norden befanden sich unten der Rangir-Saal und

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0159.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)