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und an demselben Tag des Jahres 1846 stand das Monument vollendet da. Auf drei Stufen steigt der ganz aus gräulich blauem in der Gegend von Wildbad gebrochenem Granit bestehende schöne Bau in die Höhe, eine Zierde des ganzen Platzes. Er besteht aus drei Haupttheilen, dem Unterbau, dem Fußgestell und der Säule selbst. Den viereckigen Unterbau schmücken Reliefs in Bronze, welche je die ganze Breite einer Seite und etwa ein Drittheil der Höhe einnehmen und Scenen aus dem Leben des gefeierten Monarchen darstellen: Thaten der Weisheit im Frieden, Scenen des entschlossensten persönlichen Muthes im Kriege, nämlich auf der gegen das Schloß gekehrten (südöstlichen) Seite: die Ständeversammlung, dem Könige, welcher die Verfassungsurkunde in der Rechten hält, die Linke auf das Schwert gestützt, den Huldigungseid schwörend; auf den drei übrigen Seiten Schlachtscenen aus den siegreichen Feldzügen der Württemberger unter Anführung ihres damaligen Kronprinzen, und zwar aus den Schlachten bei Brienne (Nord-Ost-Seite), Sens (Süd-West-Seite) und Fère-Champenoise (Nord-West-Seite). Über dem Unterbau erhebt sich, abermals auf drei Stufen das Piedestal, an dessen Ecken vier allegorische Figuren stehen, welche das Volk nach seinen verschiedenen Classen sinnbildlich vorführen, nämlich: 1) den Wehrstand, 2) Künste und Wissenschaften, 3) Handel und Gewerbe, 4) den Landbau. An der dem königl. Schlosse zugekehrten Seite des Piedestals ist folgende Inschrift in Metallbuchstaben in den Granit eingelassen: Dem treuesten Freunde


    Stände und Classen des Landes vereinigten sich in diesem Gefühle zur Feier des Jubiläums ihres Königs, und ein treues Volk brachte seinem Fürsten im glänzendsten Feste auf die ergreifendste Weise seine freien Huldigungen dar. Zum bleibenden Andenken an dieses seltene Fest und an das Glück, das wir der fünfundzwanzigjährigen Regierung Seiner Majestät des Königs Wilhelm danken, beschlossen die Stände des Königsreichs einstimmig, eine Festsäule errichten zu lassen. Seine Königliche Majestät geruhten, die Errichtung der Säule auf dem Platze vor dem Königlichen Schlosse zu genehmigen. Der Bau wurde so gefördert, daß ein Jahr nach der Feier jenes Festes der Grundstein zur Säule in Gegenwart der Unterzeichneten gelegt werden konnte. Möge Gottes reicher Segen stets über unserem vielgeliebten Könige und seinem hohen Hause und unserem Vaterlande walten!“

    Die Urkunde war vorher schon von dem ständischen Ausschusse und den bei der Feier erschienenen, nicht zum Ausschusse gehörenden Mitgliedern beider Kammern unterzeichnet worden. Ein Gleiches geschah unmittelbar vor der Niederlegung von Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich, Sr. Hoheit dem Herzog Alexander Constantin, Sr. Erlaucht dem Grafen Wilhelm von Württemberg, Sr. Erlaucht dem Grafen Neipperg, den sämmtlichen Mitgliedern des K. Geheimenrathes, Oberst-Hofbeamten, Gouverneur und Commandanten der Stadt, dem Stadtdirector, Hofprediger, Stadtschultheißen, Obmann des Bürger-Ausschusses und dem Hofbaumeister Knapp von Stuttgart, als Verfasser des Planes und Leiter des Bauwerkes.

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Rudolph Moser: Beschreibung des Stadtdirections-Bezirkes Stuttgart. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartStadt0154.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)