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ganz aus Quadern bestehende, von der früheren Kirche noch vorhandene Thurm ist in die neue Kirche eingebaut. Beim Neubau des Langhauses, wo auch an dem unteren Stockwerk des Thurmes Veränderungen vorgenommen wurden, fand man über einer vermauerten, gothischen Wandnische die Jahreszahl 1470, welche auf das Alter des Thurms schließen läßt. Im J. 1791 wurde derselbe oben renovirt und mit einem vierseitigen Zeltdach versehen. Von den auf dem Thurm befindlichen Glocken trägt die größere (aus dem 14ten Jahrh.) die Umschrift Maria hilf und die vier Evangelistennamen; die kleinere ist im J. 1665 von Jobst Roth in Königsbronn gegossen. Der Raum um die alte Kirche diente als Begräbnißplatz, welcher seit 1824 an das südliche Ende des Orts verlegt ist; die Kirchhofmauer ist erst beim Neubau der Kirche abgetragen worden.

Das Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, steht in ziemlicher Entfernung von der Kirche an der Hauptstraße. Die Pfarrei zahlt von dem Grasgarten am Haus jährlich 1/2 Pfd. Wachs oder 10 kr. und aus der Wohnung ewigen Zins mit 8 kr. 4 hllr. an den Heiligen. Im Jahr 1826 ließ die Gemeinde mit einem Aufwand von 5335 fl. ein neues, geräumiges Schulhaus, in welchem zugleich die Wohnung des Schullehrers eingerichtet wurde, erbauen. An der Schule ist ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe angestellt. Seit 1838 besteht eine Industrieschule, durch Beiträge der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins unterstützt, an welcher zwei Lehrerinnen den Unterricht ertheilen. Das gut erhaltene Rathhaus liegt von allen Seiten frei, in der Mitte des Orts. Ein Gemeinde-Backhaus wurde 1844 erbaut.

Die fleißigen Einwohner sind im Allgemeinen kräftig, haben einen offenen, geraden Charakter, der zuweilen etwas derb erscheint, doch fehlt es ihnen nicht an Lenksamkeit und Gutmüthigkeit. Einige Wohlhabende ausgenommen, gehört die Mehrzahl der Bevölkerung zu den wenig Bemittelten, die übrigens, da sie gelernt haben, mit Wenigem auszukommen, dennoch zufrieden sind. Die Summe der auf den Ortsangehörigen lastenden Schulden betrug vor den Theuerungsjahren 42.000 fl. Die vier größten Grundbesitzer haben 20, 18, 17 und 16 Morgen. Hauptnahrungsquellen sind der Feldbau und die Viehzucht. Die Felder, welche durch höher liegende bewaldete Berge gegen Nordwinde etwas geschützt werden, sind meist eben und gehören, wie überhaupt die ganze Markung zur Schönbuchgegend. Der im Durchschnitt nicht tiefgehende Boden, dessen Unterlage Liassandstein und Liaskalk ist, besteht im westlichen Theil der Markung aus einer Verwitterung des Liassandsteins mit Lehm gemengt; gegen Osten, wo die besseren Güter liegen, ist der Lehm vorherrschend und gegen Norden unterlagern den schweren Thonboden naßkalte

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_251.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)