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das geräumige Schulzimmer. An der Schule unterrichtet ein Schulmeister, der in einem von der Gemeinde mit Staatsunterstützung im Jahr 1840 erworbenen Hause abgesondert von der Schule wohnt. Eine Industrieschule für Mädchen, an welcher im Winter eine von der Gemeinde besoldete Lehrerin unterrichtet, besteht seit 1835. Im Jahr 1840 wurde ein Gemeindebackhaus errichtet.

Die Ortseinwohner haben sich den alten Ruhm des Fleißes, der Ehrbarkeit und Ordnungsliebe bewahrt. Die Wirthshäuser werden von ihnen wenig besucht und Tanzbelustigungen, welche in der Regel auch an den Kirchweihen und Hochzeiten nicht stattfinden, gehören zu den Seltenheiten. Auch hatte der Ort in Beziehung auf den günstigen Vermögensstand seiner Bewohner auswärts einen Ruf. Bettler gibt es darin keine, und der Unterstützungsbedürftigen nur wenige. Neben der unentgeldlichen Wohnung, welche zwei Armen in dem Armenhause der Gemeinde angewiesen ist, betrug der ganze Armenaufwand im Jahr 1848 nur 36 fl. Doch macht sich da und dort der Einfluß, welchen eine, viele Jahre lang vernachlässigte Ortsverwaltung geübt, auf eine eben nicht erfreuliche Weise bemerkbar, und insbesondere haben mehrere in neuester Zeit vorgekommene Gantfälle den Credit erschüttert. Der höchste Güterbesitz Einzelner besteht in 23, 18, 16, 13, 11 Morg. und die Summe der auf dem Grundeigenthum versicherten Passivkapitalien beträgt 45.705 fl. Nach ihrer Körperbeschaffenheit sind die Ortsbewohner weniger kräftig, als die der benachbarten Orte, und Thatsache ist es, daß die Bevölkerung eher in Ab- als in Zunahme begriffen ist. Im Winter 1817/18 raffte eine Nervenfieber-Epidemie von 445 Einwohnern 55 hinweg, so daß damals je die achte Person starb. Die Hauptnahrungsquellen sind: der Feldbau, der Obstbau und der Weinbau. Die meisten Felder der ansehnlichen Markung liegen eben und haben einen etwas naßkalten, tiefgründigen Lehmboden, welcher durch die auf den Allmanden und in den Gemeindewaldungen sich findende Mergelerde gebessert, bei der üblichen trefflichen Bebauung, besonders in trockenen Jahrgängen, äußerst fruchtbar und ergiebig ist; daher auch das Sprichwort der Nachbarorte: „in Heumaden ist gut seyn, da wächst Alles.“ Es werden die gewöhnlichen Getreidearten, am Allgemeinsten Dinkel, worunter neuerdings der sog. Vögeles-Dinkel, gebaut. Die Erzeugnisse der Brache, welche vollkommen eingebaut wird, sind: Kartoffeln, Ackerbohnen, Kraut, Runkelrüben, Erbsen, Wicken, Klee, Flachs und Hanf, letztere werden viel gebaut und theils im Ort versponnen, theils nach Außen verkauft. Die Ackerpreise bewegen sich zwischen 400 und 800 fl. pr. Morgen. Der sehr beträchtliche Obstbau ist im Zunehmen; neben schmackhaftem Tafelobst werden hauptsächlich die besseren Mostsorten gezogen und viel nach Stuttgart verkauft. Die jungen Bäume

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Stuttgart, Amt. J. B. Müller's Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1851, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAStuttgartAmt_166.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)