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einem Meßnerhaus, etwa 1/8 Stunde unterhalb des Mutterorts an der Landstraße nach Reichenbach freundlich gelegen.

c. Harras, hat 1/2 Stunde östlich von Wehingen am Eingang des Harrasbach-Thals in das Beera-Thal eine sehr romantische Lage zwischen hohen, waldreichen Bergen. Der hinreichend mit gutem Wasser versehene Ort ist der Sitz eines K. Revierförsters, der das freundliche, moderne Gebäude (früher die Wohnung des Hüttenverwalters) bewohnt.

Die Eisenschmelzhütte zu Harras,[1] in der früheren Grafschaft Oberhohenberg, ist im Jahre 1697 unter Kaiser Leopold erbaut worden und kam nebst dem Hammerwerk Bärenthal Anno 1805 mit den vorderösterreichischen Besitzungen an Württemberg. Geschichtliche Urkunden und Nachrichten aus jener früheren Zeit fehlen beinahe ganz, da die Amtsakten einstens in Kriegszeiten nach Tyrol geflüchtet worden sein sollen. Das Werk bestand aus einem Hohofen, der die Eisenmasseln und das Schmittengeschirr für das Bärenthaler Werk lieferte; bis zur Aufhebung des letzteren im Jahre 1822 war auch die Verwaltung eine gemeinschaftliche. Von da an wurde Harras mit dem Königlichen Hüttenwerk Ludwigsthal vereinigt und im Betrieb der Hohöfen beider Werke abgewechselt. Die Verhältnisse in Harras gestalteten sich aber immer ungünstiger; nicht nur war die Wasserkraft eine sehr ungenügende, sondern auch die Kohlen-und Erzanschaffung schwierig und kostspielig; schon unter der österreichischen Herrschaft hatte der Ofen in den Jahren 1799 bis 1805 im Ganzen nur 45 Wochen im Betrieb erhalten werden können. Es wurde daher im Jahre 1832 der Hohofen zu Harras kalt gelegt und Anno 1839 abgebrochen, sowie in letzterem Jahre die übrigen vorhandenen Realitäten theils auf den Abbruch verkauft, theils an das Kameralamt Rottenmünster übergeben. Von den Werksgebäuden ist nur noch das Beamtenhaus, jetzt die Revierförsterswohnung, vorhanden, welches die frühere Lage des Werks in der Mitte zwischen den Orten Wehingen und Reichenbach bezeichnet. Das Aufschlagwasser wurde vom Harrasbach eine halbe Stunde lang in einer hölzernen, meistens aus ganzen Stämmen und Teicheln bestehenden Wasserleitung auf das 24 Fuß hohe oberschlächtige Gebläserad geführt; außerdem waren zwei weitere oberschlächtige Wasserräder für die


  1. Mitgetheilt vom K. Bergrath.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)