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Das früher allgemein übliche Eierlesen wird nur noch in Egesheim und Königsheim veranstaltet; dabei werden Eier etwa 1 m. weit von einander eine gewisse Strecke weit gelegt, die alsdann von einem ledigen Burschen eingesammelt werden müssen, in einem Zeitraum, während in demselben ein anderer Bursche nach einem gewissen Ziel und wieder zurück läuft. Wer zuerst die Aufgabe erfüllt, hat die Wette gewonnen; die Eier werden nachher gemeinschaftlich verzehrt und die Wette vertrunken.

In Hofen erbt sich in einer Familie ein uraltes Fähnlein fort. Nach dem weißen Sonntag versammeln sich Abends vor dem Hause des Besitzers alle Schulknaben; einer derselben darf das Fähnlein tragen und ihm folgt die ganze Schuljugend. Es geht nun, unter gemeinsamen Abbeten des Rosenkranzes, die Jugendprocession in den Kornösch und kehrt nach etwa 1/4 Stunde wieder ins Dorf zurück.

Die Fastnachtsbelustigungen haben beinahe ganz aufgehört.

In einigen Gemeinden, z. B. in Frittlingen, besteht noch die alte Sitte des „Bläsens“, d. i. am Tage des Märtyrers Blasius (3. Februar) werden den Leuten nach Beendigung des vormittägigen Gottesdienstes zwei quer über einander gehaltene Wachslichter an den Hals eines jeden Kirchenbesuchers, der sich „bläsen“ lassen will, mit den Worten hingehalten: „durch die Fürbitte des heil. Märtyrers und Bischofs Blasius mögest du von allem Halsübel erlöst und befreit bleiben.“

In Böttingen ist der sog. „Pfingstrock“ im Gebrauch; es wird daselbst am Pfingstmontag von den Jünglingen und Jungfrauen nach dem Gottesdienst ein Umzug durch den ganzen Ort gehalten, erstere zu Pferd, letztere zu Fuß, alle in hochzeitlichen Gewändern mit Sträußen und Bändern geschmückt; zugleich werden dramatische Vorträge im Dialog gehalten.

„Den Klausen stören“, sagt man, wenn von den Eltern am Vorabend des Nikolaustags Spiel- und Eßwaren, Kleider etc. den Kindern auf dem Markte gekauft werden; die Einkäufe legt man alsdann in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember in eine Schüssel, welche Morgens beim Betläuten von den Kindern ausgebeutet werden darf.

An Weihnachten erhalten, wie im ganzen Lande, die Kinder Geschenke von den Eltern und an Ostern gefärbte Eier.

An Taufen wird in der Regel nach der Tauffeierlichkeit von dem Vater des Kindes und von den männlichen Taufpathen ein kleiner Taufschmaus (Taufsuppe) in der Wohnung der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Spaichingen. H. Lindemann, Stuttgart 1876, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OASpaichingen0106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)