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Der Großzehnte gehört dem Staate mit Ausnahme von 61/2 M. Acker und der Gärten, wo solchen die Pfarrey, so wie auch diese den ganzen Kleinzehnten bezieht. Der Heuzehnte sieht größtentheils dem Staate, und nur mit unbedeutenden Ausnahmen den Pfarreyen Mössingen und Ofterdingen zu. Der Staat bezieht auch den unbedeutenden Weinzehnten, und ebenso den Novalzehnten. Die ganz gleichen Verhältnisse bestehen auch für die Filialorte Belsen und Sebastiansweiler.

Belsen ist ein beträchtlicher Ort, mit 776 Einwohnern, freundlich am Fuße des Farrenbergs, zum Theil auf der Abdachung desselben, zum Theil in der Ebene, zwischen einem wahren Obstbaumwald gelegen, und von dem Buchbach bewässert. Nach den neuesten Anordnungen hat es nun in seiner berühmten alterthümlichen Kapelle (s. S. 33.) an allen Sonn- und Festtagen, wie auch für alle Casual-Fälle seinen eigenen Gottesdienst, den der Pfarrer von Mössingen zu versehen hat. Der Ort hat auch seine eigene Schule. Längst wurde von der Gemeinde Belsen die gänzliche Lostrennung von dem Pfarr- und Schultheißerey-Verband mit Mössingen betrieben, was zu manchen Reibungen zwischen beyden Gemeinden Veranlassung gab. Der Ort hat eine Handölmühle.

Sebastiansweiler, auch Mössingenweiler genannt, ein kleiner Weiler mit 41 Einw., an der Straße von Hechingen nach Tübingen [1].


  1. Sebastiansweiler, das wie Belsen auf Mössinger Markung liegt, ist erst seit ungefähr 30 Jahren entstanden. Nach einer Mittheilung des Herrn Schultheißen Ruff zu Mössingen baute Sebastian, des Schultheißen Streib Sohn von Belsen, in, J. 1790 die erste Behausung auf seinen Äckern daselbst – die Wirthschaft zur Sonne, und von diesem ersten Erbauer bat der Ort auch seinen Namen. Veranlassung zu dieser Ansiedelung gab ohne Zweifel die in der Mitte des vorigen Jahrhunderts neu angelegte Straße, welche vorher durch das sogenannte Buzzerthal führte. Es ist daher unrichtig , wenn man das schon in ältern Zeiten vorkommende Johannisweiler für Sebastiansweiler hält. Dasselbe ist allen Umständen nach ein jetzt abgegangener Ort, der eine Stunde von Sebastiansweiler, gegen Hechingen hin, stand. Dort findet man noch deutlich die Spuren von Gebäuden und andere Zeichen einer ehemaligen Niederlassung, insbesondere auch den Grund einer Kapelle, welche dem Ort vermuthlich den Namen gegeben hat. Noch jetzt heißt der dortige Wald- und Wiesen-Bezirk St. Johann. A. d. H.
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Rottenburg. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1828, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottenburg_182.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)