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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Bartenstein’sche Schloß steht an der Nordseite der Stadt; es besteht aus zwei mit gepaarten Fenstern versehenen Gebäuden, von denen eines an der südöstlichen Ecke einen Erker hat. Zwischen beiden Gebäuden führt ein spitzbogiges Portal von dem äußeren Hofraum in den sehr kleinen inneren, und über dem Portal ist ein bedeckter Gang, der beide Gebäude in Verbindung setzt, angebracht. Im inneren Burghof steht ein sehr massiger, viereckiger, etwa noch 80′ hoher Thurm (Bergfried), an dessen Südseite sich etwa 25′ über der Erdfläche der rundbogige Eingang befindet, unter dem der von der Thurmmauer vorstrebende, massive Vortritt noch vorhanden ist. In ziemlicher Höhe über dem Eingang steht eine breite, massiv überdeckte Öffnung von der Thurmseite vor, aus der auf den andringenden Feind siedendes Wasser heruntergeschüttet, oder Steine etc. herunter geworfen werden konnten.

Durch den Abbruch des Thorthurms ist der frischen Luft mehr Eingang verschafft worden. Die Gesundheitsverhältnisse der Einwohner haben sich in neuerer Zeit wesentlich gebessert, namentlich verschwindet allmählig der früher nicht selten vorgekommene Kretinismus, der Kropf etc.

Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den gut mittelmäßigen und ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Weinbau, Obstbau und Viehzucht; Bürger, welche 80–90 Morgen Grundeigenthum haben, sind zwei, mit 30–50 Morgen etwa 30 vorhanden

Die Gewerbe dienen meist nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen; zwei Mühlen mit je drei Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe sind vorhanden und mit einer der Mühlen ist überdieß noch eine Ölmühle verbunden; auch besteht eine Ziegelhütte.

Die 3213 Morgen große Markung, von der jedoch 700 Morgen mit Wald bestockt sind, wird von dem hier ziemlich erweiterten Kocherthale und einigen Seitenthälchen desselben tief durchfurcht und ist nur auf den Anhöhen und in der Thalsohle eben. Der Anbau derselben ist daher, mit Ausnahme der Thalebene, sehr beschwerlich, indem er sich theils auf die steilen Thalgehänge, deren südlichen Abhänge dem Weinbau dienen, theils auf die nur mittelst steiler Steigen zu erreichenden Anhöhen beschränkt. Dessen ungeachtet wird der Feldbau umsichtig betrieben und liefert reichlichen Ertrag. Man baut von den gewöhnlichen Cerealien vorzugsweise Dinkel, Weizen, Gerste und Haber und in der beinahe ganz angeblümten Brache viel Reps, Futterkräuter, Zuckerrüben, Kartoffeln etc. Der durchschnittliche

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0326.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)