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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Ob die im Jahre 789 im Lorscher Schenkungsbuch vorkommende „villa Cupfere“ Kupferzell oder Kupfer O.-A. Hall sei, ist nicht zu ermitteln. Das erstere ist aber darum nicht wahrscheinlich, weil Kupferzell später immer z. B. 1352 in dem Diplom für Gnadenthal, die Mark zu „Zelle uf dem Orenwalde“ genannt wird.

1418 gab Kaiser Sigmund die Erlaubniß, hier ein eigen Gericht mit einem Richter und zwölf Beisitzern anzuordnen; Walther von Tullau und Götz von Bachenstein trugen hier Gülten und Zinsen von Hohenlohe zu Lehen, die der erstere 1409, der andere 1451 wieder an die Herrschaft verkauften.

Der katholische Gottesdienst wurde von Hohenlohe-Schillingsfürst 1719 wieder eingeführt und die katholische Kirche 1729 eingeweiht; es war daselbst eine Mission von drei Franziskanern seit 1730.

Kupferzell ist die Residenz des Fürsten von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst.

Diese Linie stammt von dem Grafen Georg Friedrich II., dem Sohne von Georg Friedrich I. und Enkel Eberhards des ersten Grafen von Hohenlohe-Waldenburg. Georg Friedrich II., geb. 16. Junii 1595, † 20. Sept. 1635, vermählt mit Dorothea Sophia, Gräfin von Solms, erhielt bei der Theilung die Herrschaft Schillingsfürst und das Amt Bartenstein und hinterließ sein Land zwei Söhnen, die gemeinschaftlich regierten. Der ältere derselben, Graf Christian, wurde Stammvater des Hauses Bartenstein (s. bei Pfedelbach), der zweite, Graf Ludwig Gustav, Stifter der Linie Schillingsfürst.

Ludwig Gustav, geb. 8. Julii 1634 und † 21. Febr. 1697, war vermählt in erster Ehe mit Maria, Gräfin von Hatzfeld, † 13. Junii 1667, in zweiter Ehe mit Anna Barbara von Schönborn, † 6. März 1721. Er trat zur katholischen Konfession im Oktober 1667. Die Landestheilung zwischen Bartenstein und Schillingsfürst fand statt den 22. April 1688 zwischen Ludwig Gustav und seines Bruders Sohn, Philipp Karl Kaspar, der Bartenstein erhielt.

Dieser Fürst stiftete an seinem 95. Geburtstage, 29. Dezember 1757, auf Schloß Schillingsfürst den hohenl. Hausorden, „der goldenen Flamme“ (de l’Oriflamme), als ein Band der Freundschaft für seine Kinder und Nachkommen.

Nach dem Aussterben der Pfedelbacher Linie fielen 5/9 ihrer Besitzungen an Hohenlohe-Schillingsfürst.

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0256.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)