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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen

Hohenlohe bewohnt, hierauf Sitz der hohenl. Kammer und nunmehr im Besitz des Oberamtspflegers Ade.

2) Die Hofapotheke auf dem Marktplatz, deren unteres Stockwerk noch mehrere Überreste aus der Renaissance-Periode bewahrt hat, wie den reich verzierten Eingang mit Medaillons, die Köpfe der fränkischen Könige Chlodwig und Childerich III. enthaltend, sodann mit Bildwerken geschmückte Kragsteine, worunter einer den Teufel darstellt.

3) Das Kaufmann Rößle’sche Haus in der Fleischgasse, früher fürstl. Beamtung.

4) An dem Conditor Schöller’schen Hause, früher Stiftsamthaus, befindet sich eine eigenthümliche Sculpturarbeit: zwei sonderbar kostümirte, beflügelte menschliche Figuren halten einen Wappenschild, auf dem ein Brunnen abgebildet ist, vor dem ein Löwe mit einem Trinkgefäß in den Tatzen steht.

Gutes Trinkwasser erhält die Stadt aus 14 öffentlichen, laufenden Brunnen, von denen 6 mittelst einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung gespeist werden; außer diesen bestehen noch 12 öffentliche Pumpbrunnen und viele Privatbrunnen; indessen macht sich in ganz trockenen Jahren eine Abnahme der Wassermasse bemerklich.

Von den Brunnen sind besonders erwähnenswerth: a) Der 4röhrige Marktbrunnen; auf der im Renaissancegeschmack gehaltenen Brunnensäule steht ein geharnischter Ritter, in der Rechten den Scepter, in der Linken einen Schild mit dem hohenl. Wappen haltend; am Fuß ist die Jahrszahl 1554 angebracht. Eine erst in neuerer Zeit hinzugekommene Inschrift lautet: Albrecht Grav v. Hohenlohe 1555. Der im Rococostil gehaltene Brunnentrog ist von 1772.

b) Der 2röhrige Rathhausbrunnen, auf dessen Brunnensäule die Gerechtigkeit mit Wage und Schwert steht; der Brunnentrog trägt die Jahrszahl 1791.

Die Ohrn nimmt an der Westseite der Altstadt den von dem Mainhardter Wald herkommenden Pfedelbach auf; sie tritt zuweilen aus ihrem Bett und überschwemmt dann nicht nur die Thalebene, sondern auch die Altstadt und die tiefer gelegenen Theile der eigentlichen Stadt. Über die Ohrn führen, außer der schon angeführten Brücke, noch 3 steinerne, 2 hölzerne Brücken und einige Stege.

Das Fischrecht in den fließenden Gewässern der Markung hat größtentheils die fürstliche Herrschaft, theils der Spital und einen kleinen Theil die Stadt; dasselbe ist an Ortseinwohner verpachtet;

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Ernst Boger, Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Oehringen. H. Lindemann, Stuttgart 1865, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAOehringen0120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)