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Die Einwohner leben in ziemlich mittelmäßigen Vermögensumständen, wiewohl hierin eine Verbesserung gegen früher nicht zu verkennen ist. Die Corporation hat einen ansehnlichen Laubwald von 422 Morgen in gutem Bestand, und erhebt von der Schafweide ein Pachtgeld von 800 fl. Über den Antheil an der spitälischen Armenstiftung siehe oben. – Sämmtliche Zehnten werden dem Staat gereicht; nur von einigen kleinen Distrikten beziehen die Spitäler in Nürtingen und Kirchheim den Fruchtzehnten. Schwere Abgaben an Gülten, Theilgebühren etc. waren dem Staat und den genannten Spitälern zu entrichten, deren Ablösung jedoch neuerdings stattgefunden hat.

Neckarhausen liegt angenehm theils im Neckarthal, theils an dessen südlicher Halde gelehnt, und bietet gegen Raidwangen einen vortheilhaften Anblick, so wie auch das Innere, wenigstens die mitten hindurch führende Hauptstraße (die Poststraße von Nürtingen nach Neckar-Thailfingen) ein reinliches, gefälliges Ansehen hat. Eine hölzerne Brücke führt auf das jenseitige rechte Neckarufer. Die Pfarrkirche, in welche Raidwangen als Filial gewiesen ist, hat ein erneuertes hübsches Äußere und Innere, ist aber kaum geräumig genug. Die Baulast trägt observanzmäßig die Gemeinde zu 2/3, der Ortsheilige zu 1/3, mit ganz unbedeutender Concurrenz des unbemittelten Filialheiligen. Dabei steht das alte, aber ausgebesserte Pfarrhaus. Der Hospital in Nürtingen, der auch jetzt noch den Pfarrer besoldet und die Pfarrwohnung im Bau erhält, hatte von 1796 an, gegen Vertauschung des Nominationsrechts auf die Pfarrei Pfullingen, das hiesige, jetzt landesherrliche Patronat. Die Pfarrei wurde erst 1507 errichtet, indem Neckarhausen mit Raidwangen bis dahin nach Nürtingen eingepfarrt gewesen war. Der Begräbnißplatz liegt am Ende des Ortes. Das Rathhaus wurde 1750 erbaut, vor einigen Jahren aber hübsch renovirt. Die Schule, für welche die Gemeinde 1836 ein schönes Haus aufführte, wird von einem Lehrer und Lehrgehülfen versehen. Eine Mühle, wozu doch schöne Gelegenheit wäre, fehlt, indem der Ort in die Nürtinger Stadtmühle gebannt ist. Schildwirthschaften finden sich zwei. Trinkwasser ist reichlich, doch nicht von besonderer Güte vorhanden. Die Nürtinger Wasserleitung beginnt auf diesseitiger Markung auf der Höhe nördlich vom Orte. Ein sogenanntes Hungerbrünnlein fließt bisweilen in nassen Jahrgängen, westlich unweit der Straße nach Neckar-Thailfingen.

Eine Burg, wahrscheinlich der Sitz der Hochschlitze von Neckarhausen, stand über dem Ort auf der Höhe am Heerweg (s. hienach). Sie scheint schon um die Mitte des 15ten Jahrhunderts verschwunden zu seyn, wo an ihrer Stelle ein von Württemberg zu Lehen

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_178.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)