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Die zwischen Neuffen und Kohlberg hindurch ziehende „hohe Straße“ nach der ehemaligen römischen Ermsniederlassung setzt durch die hiesige Markung fort.[1]


14. Klein-Bettlingen,

Dorf, Gemeinde III. Cl. mit 253 evangelischen Einwohnern, Filialisten von Bempflingen, OA. Urach, 21/8 Stunden südwestlich von Nürtingen (Forstamt und Dekanat Urach). – Klein-Bettlingen liegt mit seiner Markung in der flachen, wohlbewässerten Thalmulde des Steidenbachs und zieht sich zu beiden Seiten an den sanften Abhängen derselben hinauf. Der Boden ist durchschnittlich ein schwerer Lehmboden, die Verbesserung des Anbaus erst noch im Werden und läßt noch Manches zu wünschen übrig. Der Getreidebau ist jedoch eine einträgliche Erwerbsquelle, da er sich über eine verhältnißmäßig bedeutende Fläche ausdehnt, und namentlich an Dinkel und Haber ein Namhaftes über das eigene Bedürfniß erzeugt wird. Heu und Öhmd wird in guter Qualität, doch nicht über den lokalen Bedarf gewonnen. Seit Kurzem wird auch mehr Fleiß und Sorgfalt auf die Obstbaumzucht verwendet. Der Weinbau aber ist fast ganz aufgegeben. Die Rindviehzucht ist im Zunehmen; es werden besonders viele Stiere gehalten, da die Bearbeitung des schweren Bodens starkes Vieh erfordert. Hinsichtlich der Schweinezucht gehört der Ort zu den ersten des Bezirks.

Die Leute sind gute Wirthe und zu den bemitteltern der Gegend zu rechnen. Gewerbe finden sich sehr wenige und sind

  1. Einen Einfall Höslins, des verdienten Verfassers der Beschreibung der Württ. Alp, wo es S. 421 ff. heißt: „Diese ganze Gegend scheint eine deutsche Pflanzstätte gewesen zu seyn, so daß Kappishäusern, Kohlberg, Bettlingen, Linsenhofen, Tischhart, die um einander herum liegen, von lauter Landsleuten angebaut worden seyn könnten. Was Kapis, Kohl und Linsen sind, ist bekannt, daß aber das Mangoldkraut in Niederdeutschland Bete von der lateinischen Benennung genannt werde, ist auch wahr. Vielleicht machten diese Colonisten von Zeit zu Zeit einen gemeinschaftlichen Besuch, und trugen ihre Schüsseln in diesem Hart (Tischhart) zwischen dem Hain zusammen.“ – erwähnen wir nur als Curiosität.
    Der Ort gehört wohl, mit dem nahen Dettingen, zu dem gemeinschaftlichen Besitzthum der Grafen von Urach und von Achalm (s. OA.-Beschreib. v. Urach S. 157). Er war ein Bestandtheil des Amtes Neuffen. Graf Eberhard der Milde von Württemberg kaufte 1396 von Beth von Seeburg etliche Güter zu Cappushusen; (Steinhofer II. 531). Auch besaß das Stift Urach 1593 einen Hof zu „Kabishausen.“ Im dreißigjährigen Kriege war der Ort bis 1651 ganz öde.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_169.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)