Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

städtisches Eigenthum war. Im J. 1468 verlieh Graf Ulrich von Württemberg der Stadt die Mühle nebst Zugehör als Zinslehen gegen jährlich 100 Pfd. Heller Landswährung (Lehenbericht in der Stadtregistratur). Vor einigen Jahren hat die Stadt die Mühle mit aufgehobenem Bannrecht über die Stadt, aber fortdauerndem über Neckarhausen und Raidwangen verkauft. Weitere Werke sind: eine Öl- und Gypsstampfmühle, eine Sägmühle mit 2 Sägen, eine Wergreibe mit 2 Tischen, eine Schleif- und Lohmühle und eine Tuchwalke (Schwaiger). Eine zweite Ölmühle wird durch Pferdekraft in Bewegung gesetzt.

Einen ausgedehnten Betrieb hat die Maiersche Bleiche mit Walken und künstlichen Wasserschöpfrädern am Neckar. – Eine ältere Ziegelei befindet sich außerhalb der Stadt jenseits der Steinach. Aus dieser Ziegelhütte ist ein Dachplattengefäll mit 400 fl. gegen den Staat abgelöst worden. [1]

Bierbrauereien sind vier, wovon zwei (Boley und Thees) mit bedeutendem Betrieb, Schildwirthschaften 12 vorhanden.

Handel. Der aktive beschränkt sich auf die vorgenannten Industrieprodukte, besonders des Otto’schen Etablissements, und auf die Ausfuhr von etwas Getreide und Vieh. Von Erheblichkeit ist der Handel mit Langholz, der von Rommel und Heinzelmann auf dem Neckar nach den Rheingegenden getrieben wird. Zwischenhandel, Spedition und Durchfuhr findet nicht Statt; doch verspricht man sich in letzterer Hinsicht etwas von der neu angelegten Straße nach Metzingen. Eingeführt werden hauptsächlich Colonial- und Specereiwaaren. Handlungen mit solchen, sowie mit Ellen-, Eisen- und andern Waaren zählt man 14, Apotheke 1.

Die Märkte der hiesigen Stadt sind wenigstens bedeutender als die der übrigen Marktorte des Bezirks, wenn sie auch denen von Kirchheim etc. nicht gleich kommen. Vieh- und Krämermärkte (zugleich mit Leinwand und Tuchwaaren) werden jährlich vier gehalten. Der Viehumsatz ist namhaft; allein seit Aufhebung der Accise ist die Möglichkeit näherer statistischer Erhebungen hierüber abgeschnitten. Ein eigener Schafmarkt findet im Spätherbst, und ein Flachs-, Hanf- und Leinwandmarkt den 21. Dec. Statt, der von Nah und Fern sehr besucht ist. Die Wochenmärkte sind ganz unbeträchtlich und die wöchentlichen Fruchtmärkte kaum mit diesem

  1. Sie bezieht von der Stadt jährlich 50 Klafter eichenes Holz unentgeldlich, wogegen sie den Bürgern der Stadt ihren Bedarf um einen billigern Preis (100 F. Platten zu 1 fl. und 1 Sch. Kalk zu 36 kr.) abgeben muß. Eine zweite Ziegelei, welcher jedoch diese Begünstigung nicht zusteht, ist in neuster Zeit errichtet worden.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)