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der schöne Simmenthaler Schlag fast alles andere Vieh verdrängt. Die Stadtpflege unterhält in einer eigenen Meierei 8–10 Farren für die Nachzucht. Die Rindviehzucht ist hier ein wesentlicher und blühender Erwerbszweig. Schafe und zwar spanische Bastarde, werden von einigen Schäfern und größern Landwirthen in ziemlicher Anzahl gehalten und hier überwintert; doch war dieser Betrieb früher ausgedehnter. Schweine werden mit Vortheil gezogen und viele gemästet; die Einfuhr aber (aus Bayern) überwiegt bei weitem die Ausfuhr.

Gewerbe. Von Kunstgewerben haben wir zu nennen: eine Buchdruckerei (Senner), welche zweimal wöchentlich ein Amtsblatt liefert, eine Maschinenfabrik (Wißmann), eine Kunstdreherei mit Metallgießerei (Schilling).

Unter den Fabrikgeschäften steht oben an: die mechanische Baumwollenspinnerei von J. F. Otto. Gleichfalls in ausgedehntem Betrieb mit denselben Absatzrichtungen steht die Türkischrothfärberei von Otto. Die Türkischrothfärberei von Bleyhl arbeitet mit ziemlich starkem Absatz ins Inland und nach Baden. – Die Garnzwirnerei der Hospitalpflege (s. hienach) beschäftigt mit vier größeren und mehreren kleinern Zwirnmaschinen 30–50 Personen. Die Baumwollenweberei der Gebrüder Müller läßt auf mehr als hundert Stühlen arbeiten und liefert Baumwollenzeuche aller Art, die meistens in der Umgegend und von Händlern auf den Märkten des Inlands abgesetzt werden. Die hiesige Tuchfabrikation ist gleichfalls nicht unwichtig (namentlich von Losch, Schmid und Auer); sie beschäftigt sich hauptsächlich mit mittelfeinen und ordinären Tüchern, Halbtüchern und Bibern, und setzt sie theils im Großen auf der Stuttgarter Messe, theils auf den benachbarten Märkten und im Handverkauf ab. Die Bortenwirkerei, Fransen- und Gimpenfabrikation wird von C. Berlinger und einigen andern Meistern lebhaft betrieben. Ferner gehören die Lohgerbereien von Heinzelmann, Nübel, Wurm und Jenisch, und die Weißgerberei von Gänßle und Sohn zu den stärkeren produktiven Gewerben. Oberamtsthierarzt Dorn verfertigt künstliche Wetzsteine, die auch in das Ausland abgesetzt werden. Von Metallgewerben sind die wichtigsten: die Messer- und chirurgische Instrumentenfabrikation von C. Lorch, die Schlosserei v. C. Schmid. Endlich verdient die Möbelschreinerei von C. und L. Brunle, J. Dolde und G. Knapp besondere Erwähnung.

Unter den verschiedenen sämmtlich vom Neckar getriebenen Mühlwerken ist das bedeutendste die Mahlmühle mit 12 Gängen und Einrichtung zur Fabrikation des sogenannten Kunstmehls von Künkele und Sohn, ein stark beschäftigtes Werk, welches früher

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)