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liegt die Stadt Nürtingen, welche nach allen Seiten einen ebenso gefälligen als ansehnlichen Prospekt gewährt. Sie theilt sich in die eigentliche Stadt und drei Vorstädte, von welchen eine jenseits des Neckars liegt. Die eigentliche Stadt hatte Mauern mit Graben und vier starken Thor-Thürmen, und zwar waren die Mauern und Thorwarthäuser von der Amtscorporation zu unterhalten. Nachdem aber die Mauern schon früher häufig überbaut und hie und da durchgebrochen, die Gräben an vielen Stellen eingeebnet und mit Gebäuden und Gärten angelegt, auch die Thürme des obern und Neckarthors abgebrochen und mit Staketenthoren vertauscht worden waren, wurden im J. 1826 die Mauern von der Amtscorporation der Stadt als Eigenthum überlassen und von dieser sofort abgetragen, so weit nicht Gebäude auf denselben stehen; nur die Thürme des Brunnen- und Wöhrd-Thors wurden als oberamtsgerichtliche Gefängnisse beibehalten, sind aber jetzt auch abgebrochen, indem ein neues Gefängniß auf Staatskosten gebaut worden ist. Die Stadt ist sonach jetzt von allen Seiten offen, nur auf der Nordseite fehlt es noch an einem Ausgang. Sie hat sich mit ihren Vorstädten in den letzten Jahren bedeutend erweitert und macht in ihrer Verschönerung gegenwärtig sehr erfreuliche Fortschritte. Letzteres war um so mehr zu wünschen, als die Bauart bisher eine ziemlich schlechte war, und die durch den großen Brand von 1750 (s. hienach) verzehrten Gebäude eilfertig, unsolid und nicht in der besten Ordnung und Anlage wieder aufgeführt worden waren. Die Straßen sind vermöge der Lage der Stadt größtentheils uneben, auch nur streckenweis gerade. Das beste Aussehen hat der Marktplatz und der freie Platz an der Kirche, der Schloßplatz genannt. Das Pflaster ist in den Hauptstraßen und auf dem Markt neu und gut, auch reinlich gehalten; nur die steil abfallende und stark befahrne Poststraße vom obern bis zum Neckarthor ist chaussirt. Pflaster- und Brückengeld wird nicht erhoben. Beleuchtung der Straßen wird gegenwärtig eingerichtet. Die obere oder Kirchheimer Vorstadt (mit Ausnahme einiger älteren Gebäude) ist nach dem 30jährigen Krieg, zum größeren Theil aber erst in neueren Zeiten und zwar nach einem regelmäßigen Plan angelegt worden; sie hat aber nur kleine Häuser und ist ein hübsches Dorf. Die untere Vorstadt, an der Steinach, hat mitunter bessere Gebäude, aber eine weniger regelmäßige Anlage und ist gefährlichen Überschwemmungen ausgesetzt. Eine größtentheils ganz neue Anlage ist die dritte oder Neckarvorstadt jenseits der Brücke.

Die Zahl sämmtlicher Gebäude beträgt 612, davon gehören dem Staat 7, der Stadtgemeinde 27. Das Areal des Ortsetters

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_112.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)