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d. Dem Weinbau sind in unserem Oberamte 11546/8 Morgen gewidmet; er wird hauptsächlich im Neuffener Thal und den gegen Metzingen gelegenen Orten stark betrieben, weniger im Neckarthal. Überall sind die Weinberge nicht verpachtet, sondern im Selbstbetriebe der Eigenthümer. Die allgemeine Bauart ist folgende: An jedem Stock ein Schenkel mit 2 Bogen, ohne Zapfen; wenn aber Bogenhölzer ganz fehlen, so werden 3 bis 6 Zapfen angeschnitten. Ist der Schenkel abgängig, so wird neben ihm ein junger nachgezogen; seltener bestehen 2 gesunde Schenkel neben einander. Jede Bogenrebe behält 5 bis 6, ein Zapfen aber 2 bis 3 Augen. In der Regel erhält jeder Stock nur einen Pfahl. Reihenpflanzung möglichst streng in geraden Linien wird in mehreren Orten beobachtet. Alle Weinberge werden bezogen. Ein Morgen enthält 4000 Stöcke und darüber; enger wird namentlich in Neuffen nicht gesetzt. Es wird dort auch weniger thierischer Dünger angewendet, als in andern Orten, dagegen mehr Erde, Rasen, Mergel und Compost; auch wird in Neuffen tiefer gesetzt. Die allgemeinste Rebsorte ist der Sylvaner; welcher am reinsten in Neuffen gepflanzt wird, wo seit mehreren Jahren auf völlige Ausrottung anderer Sorten, die für Boden und Klima des Bezirkes weniger passen, wie namentlich Schwarzwelsche, Rauelblinge etc. hingewirkt worden ist.[1] Daselbst findet auch der Verkauf von Ablegern (Rebschnittlingen) vorzüglich nach Reutlingen, Beuren und Linsenhofen in nicht unbedeutender Ausdehnung statt. In Neuffen und Linsenhofen bestehen seit mehreren Jahren Rebländer, von welchen die Gemeinde gegen jeden ausgereuteten Stock von unpassender Sorte unentgeltlich Setzlinge abgibt. Die

  1. Die bedeutenderen Weinorte des Bezirkes, der schon im zwölften Jahrhundert als „reich an Wein“ bezeichnet war (s. Beschr. des OA. Urach S. 68), sind Neuffen und Linsenhofen. S. auch Neuffen, Versuche in Linsenhofen mit Weintrauben-Kernöl hatten guten Erfolg. Die Putzscheere findet sich selten. (Corresp.-Bl. des landw. Vereins 1834, I. 13 u. 133, 1837, II. 20.)
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)