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mit hübschen Renaissancezierden und der Inschrift Anno dom. 1588; und über dem gegen Südosten befindlichen Eingang des Thurmes eine mit der Inschrift: Jacob Christoph von Sternenfels.

Der Thurm ist zugänglich und gewährt eine herrliche, weitgedehnte Aussicht, die nur gegen Südosten von dem mit dem Schloßberg durch einen schmalen Sattel unmittelbar zusammenhängenden Stromberge gehemmt wird. Gegen Nordwesten aber erscheinen an der Grenze des Gesichtskreises die Linien des Odenwaldes, gegen Westen die lange Kette der Vogesen und des Hardtgebirges, gegen Südwesten der Schwarzwald. Zwischen dem Odenwald und dem Stromberg erblickt man den Heuchelberg mit den Ruinen von Neipperg und Stockheim, und durch eine Vertiefung des Heuchelberges bei Neipperg hindurch den Wartberg bei Heilbronn; weiter östlich in bläulicher Ferne die Höhe von Waldenburg bei Oehringen und die Gegend bei Hall. In der Nähe reicht der Blick in das fruchtbare liebliche Zabergäu; mehr nördlich liegt Ochsenberg, die Ravensburg bei Sulzfeld, und die Burg am Steinsberg. Gerade gegen Westen blickt man durch das anmuthige, hier beginnende Kraichthal hinab, bis an den Rhein, dessen Spiegel bei durchsichtiger Luft herüberschimmert. Steigt man höher als der Schloßberg, den Waldweg hinan, so wird mehr vom Strome sichtbar und daran Speier mit seinem Dom und viele andere Orte. Besonders landschaftlich schön ist auch der Vorder- und Mittelgrund, jene reichen Waldhügelkränze, die sich einer hinter dem andern vor die fernen blauen Gebirge, namentlich gegen den Schwarzwald hin, lagern.

Gutes Trinkwasser liefern zumeist hinreichend zwei durch hölzerne Deuchel hergeleitete laufende Brunnen, und drei Pumpbrunnen; in trockenen Jahrgängen entsteht etwas Wassermangel und das Wasser wird dann aus der nahen Kraichquelle, dem sog. Gründlesbrunnen, geholt; ferner ist am Ende des Ortes (gegen Leonbronn) ein bedeckter größerer Wasserbehälter angelegt. Die Markung ist nicht reich an Quellen, die jedoch alle gutes Wasser führen; die bedeutendsten sind die Kraichquelle, (300 Schritte westlich vom Ort), ferner am nördlichen Abhange des Stromberges der Nonnenbrunnen und eben daselbst, etwas tiefer gegen das Thal hin, der Löblesbrunnen, welcher die Eigenschaft hat, sehr stark zu inkrustiren. Von Bächen sind zu nennen die Kraich und der aus dem Löblesbrunnen kommende Hamsterbach, der durch das Blumenthal fließt und bei Unterderdingen in die Kraich mündet. Auch die Metter entspringt auf der Markung 1/2 Stunde südöstlich vom Ort. Oben im Kraichthale lag früher ein See, der jetzt als Wiesengrund benützt wird.

Die Vicinalstraße, frühere Staatsstraße vom Zabergäu nach Bretten, zunächst von Leonbronn nach Oberderdingen, führt hier durch; dann gehen von hier Vicinalstraßen nach Diefenbach, (Mühlacker)

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)