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Der Ort gehörte vermuthlich zum Reichsgut. Dann kam ein Theil an die Herren von Enzberg. Kl. Maulbronn bekam wohl schon bald nach seiner Stiftung hier Güter. 1236 wird in Betreff derselben ein Vertrag zwischen Kloster und Gemeinde gemacht (Staatsarchiv, vergl. Klunz. Reg. 9), Juli 1240 ihm die Allmende und 19. Okt. 1285 das Vogtrecht über die Enzberg’schen Güter hier zugesprochen. Seit 1312 erwarb das Kloster auch diese Güter. – Die Civil- und Criminalgerichtsbarkeit (2. Instanz, zwischen dem Orts- und kaiserlichen Gericht,) übergab dem Kloster K. Karl IV. 25. Okt. 1376 (Besold Documenta XVIII).

Die Kirche incorporirte ihm 30. März 1356 Bischof Gerhard von Speier. 26. März 1475 erhielt sie von dem in Maulbronn weilenden päbstlichen Legaten einen Ablaßbrief zu ihrer Reparation. – Vor 1407 hatte das Kloster den Ort zu befestigen angefangen. Später war er durch Palissaden und Wassergraben geschützt.

22. Dec. 1461 kam Graf Ulrich von Wirtemberg auf einem Zug gegen die Pfalz hier an (Sattler Gr. 3, 4), wobei es sicher nicht ohne Beschädigung ablief (vergl. eb. Beil. 7). – 1504 wurde Ölbronn von den Wirtembergern geplündert und um 1500 fl. gebrandschatzt.

Auch im 30jährigen Krieg litt es sehr, am ärgsten aber 1692. Am Tag nach dem unglücklichen Treffen gieng es in Flammen auf (18. Sept.), nur eine Reihe Häuser am Wassergraben, Kirche, Pfleghof und Rathhaus blieben stehen. Die Einwohner wurden zerstreut. 1697 waren von 180 Bürgern noch 9 übrig (1699 waren es wieder 50), da die meisten Einwohner theils weggezogen, theils durch Seuchen weggerafft waren. Damals gieng eine Frau, Anna Katharina Wunder, alle Morgen von Haus zu Haus und trug die Todten zum Kirchhof, wo sie dieselben mit Beihilfe eines Mannes begrub (Bericht des Pfarrers Nicolai, der, schon 1730 hier angestellt, die Frau noch kannte). – Bei dem Einsturz eines Hauses wurden 1692 von 12 Personen 8 erschlagen. – 1693, 16. Sept., zog der Markgraf Ludwig von Baden mit seinem Heere hier durch.

An der Grenzscheide des Jahrhunderts legten die Waldenser auf der Markung Ötisheim, wo damals 240 Morgen unbebaut waren, die Orte Corrès und Schönenberg an, auch Sengach bekam davon einen Theil. Die Bevölkerung von Ötisheim, welche um 1730 wieder auf 160 Bürger anwuchs, dann durch Auswanderung nach Jütland und Pennsilvanien auf 140 sank, sah nach dem Zeugniß des Pfarrers sehr schlecht zu dieser Verminderung ihrer Markung. – 1727 widersetzte sich die Bürgerschaft auf Anstiften des Schultheißen Jo. Mich. Vollmer der Errichtung einer Mauer am Pfleghof, durch welche sie die Allmand überbaut glaubte, und demolirte dieselbe gewaltsam,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0273.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)