Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

plünderten 4 Regimenter Franzosen 2 Tage lang. – 24. Aug. 1741 kamen wieder Franzosen durch, die aber diesmal bessere Ordnung hielten. – Auch 1799 waren sie noch zweimal, 28. August und 31. Okt. vorübergehend hier. – 1800 fand eine revolutionäre Bewegung statt, die durch persönliches Auftreten des Landesfürsten unterdrückt werden mußte. – 20. Febr. 1840 wurde Knittlingen das Prädikat einer Stadt zurückgegeben.

In Knittlingen ist ohne Zweifel der Schwarzkünstler des 16. Jahrhunderts geboren, welcher unter dem Namen Faust neben andern Orten auch in Wittenberg sein Wesen trieb und der Mittelpunkt der Faustsage wurde. Denn Melanchthon bezeugt von jenem (Manlius loci communes. Basel 1568, S. 38 ff.), daß er aus Kundling bei seiner Vaterstadt Bretten gewesen sei, was nur ein Fehler für: Knudlingen = Knittlingen sein kann. Auch bezeichnet die Knittlinger Tradition, die schwerlich erst später aus der Faustsage sich gebildet hat, noch jetzt ein Haus gegenüber der Kirche als sein Geburtshaus. (S. auch Maulbronn; vergl. Köstlin in der deutschen Vierteljahrsschrift 1866. Okt.–Dez. S. 419; Dünzer in Scheible’s Kloster Bd. 5). – 1546 ist hier geboren Stephan Gerlach, Professor der Theologie zu Tübingen.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Groß-Villars, ein Pfarrdorf aber keine selbständige Gemeinde, indem dieselbe im Jahr 1866 zu 5/6 der Gemeinde Knittlingen und zu 1/6 der Gemeinde Derdingen zugetheilt wurde; jeder Theil hat seinen eigenen Anwalt.

Der Ort hat 1/2 Stunde nördlich von Knittlingen und 13/4 Stunden nordwestlich von Maulbronn eine hohe, freie Lage an der Landstraße von Knittlingen nach Derdingen, an die er und an eine rechtwinkelig darauf einziehende Nebenstraße freundlich und reinlich hingebaut ist.

Die Gebäude sind meist einstockig und mit den Giebelseiten gegen die Straßen gekehrt, vor oder neben ihnen liegen freundlich angelegte Gärtchen und hinter den Gebäuden stehen frei die Scheunen.

Die einfach erbaute Kirche steht ziemlich in der Mitte des Orts an der Hauptstraße und in der Nähe das zweistockige, gut erhaltene Pfarrhaus.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts an der Straße nach Knittlingen.

Eine Schule, an der nur ein Schulmeister unterrichtet, ist vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern 3 Pumpbrunnen.

Die Einwohner, ursprünglich eingewanderte Waldenser, sind fleißige, rührige und geordnete Leute, die sowohl in ihrem meist ansprechenden Äußeren, wie in ihrem Charakter ihre fremde Abstammung

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0250.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)