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Januar, Februar, April, Juni, Juli, September und November je einen Viehmarkt abzuhalten. Die Märkte, namentlich die Viehmärkte sind von Bedeutung.

Die große, schön arrondirte Markung, welche gegen Westen an das Großherzogthum Baden grenzt, hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine ziemlich ebene, etwas wellige Lage und wird nur von einigen, nicht tief eingefurchten Thälchen durchzogen; die in die Markung eingreifenden, ziemlich steilen Ausläufer des Strombergs dienen meist dem Waldbau und an den südlich gelegenen Abhängen dem Weinbau.

Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht größtentheils aus einem tiefgründigen Diluviallehm, der gegen die Strombergsausläufer hin allmählig in die thonigen, etwas schweren Zersetzungen des unteren Keupermergels übergeht und der an den Ausläufern selbst dann ungemengt als solcher auftritt.

An der alten Straße nach Maulbronn, etwa 1/2 Stunde südöstlich vom Ort, sind 4 großartige Steinbrüche angelegt, aus denen vorzügliche Keuperwerksteine gewonnen, und weithin, bis nach Karlsruhe abgesetzt werden. Zwei Muschelkalksteinbrüche bei der Ziegelhütte liefern hauptsächlich Straßenmaterial und Kalk zum Brennen. Eine Lehmgrube ist vorhanden, auch wird Töpferthon gewonnen.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und gestatten den Anbau aller in Württemberg üblicher Kulturgewächse; Nord- und Westwinde haben ziemlich freien Zutritt und schädliche Frühlingsfröste kommen zuweilen vor, dagegen ist Hagelschlag selten.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (Brabanter Pflug, Walze, eiserne Egge, Repssäe- und Dreschmaschine) sehr fleißig und umsichtig betrieben und der Boden mittelst beinahe aller Düngungsmittel zu verbessern und nutzbringender zu machen gesucht. Man baut neben den gewöhnlichen Getreidearten, Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättrigen Klee und Luzerne), Angersen, Mais, Zuckerrüben (80–100 Morgen), Reps, Mohn, Tabak (20–30 Morgen), Hanf, Cichorie (10 Morgen) etc.; die Handelsgewächse werden alle, jedoch nicht in großer Ausdehnung verkauft, nur bei den Zuckerrüben ist der Verkauf von Bedeutung. Von den Getreidefrüchten wird etwa die Hälfte des ganzen Ertrags nach außen abgesetzt.

Der ausgedehnte Wiesenbau liefert größtentheils ein gutes Futter, das durchaus im Ort verbraucht wird.

Der Weinbau wird auf etwa 200 Morgen mit bestem Erfolg getrieben; die gewöhnliche Bauart ist der Pfahlbau und nur einige Morgen sind mit Rahmen versehen. Die Reben, von denen etwa 3000 auf einen Morgen zu stehen kommen, werden nicht bezogen;

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0245.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)