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Dürrmenz,
mit Eisenbahnstation und Bahnwärterhaus,
Gemeinde II. Kl. mit 2570 Einw., worunter 45 Kath. a) Dürrmenz, Pfarrdorf mit Marktrecht, 1627 Einw., b) Eckenweiher, Weiler, 25 Einw., c) Mühlacker, Weiler, 918 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kathol. sind nach Michaelsberg, O-A. Brackenheim eingepfarrt. 2 Stunden südlich von Maulbronn gelegen. Sitz eines Amtsnotars, eines Unteramtsarztes und eines Apothekers, auch gehört zu Mühlacker ein Bahnhof mit Post.


Dürrmenz und Mühlacker bilden gleichsam einen Ort und sind nur durch die Enz von einander getrennt; Dürrmenz liegt auf der rechten, Mühlacker etwas weiter oben auf der linken Seite des Flußes. Das Thal macht hier gerade einen Bogen von Westen nach Süden und wo es noch ostwärts zieht und von Norden herab das Erlenbachthälchen hereinmündet, liegt freundlich und eben der Ort Mühlacker und von ihm zieht sich auf demselben Ufer der Enz, also dem linken, an dem von da südwärts strömenden Flusse eine Reihe Häuser hinab bis zur Brücke, die hinüberführt nach Dürrmenz; diese Ortschaft breitet sich hier am Fuße eines sanft verlaufenden Thalgehänges aus, gegenüber aber thürmt sich fast lothrecht, in großen Felsmassen das Thalgeländ empor, das stolz und gebieterisch von der alten Burg Dürrmenz (Löffelstelz) bekrönt wird. Die Gegend ist sehr anmuthig, der trauliche Enzthalgrund, der sich in weitem Bogen zwischen den grünen Wald- und Rebenbergen hinzieht und aus dem aus hohen Pappelreihen der breite silberne Fluß hervorglänzt, von welchem Kanäle sich abzweigen und einige zerstreut liegende Mühlen in Bewegung setzen, hiezu die beiden freundlichen Ortschaften, von denen Häuserreihen am Fluß hinziehen, und endlich über kühnem, wildumbuschtem Felsabhang das umfangreiche Steinhaus der Burg.

Beide Dörfer haben neben einzelnen im städtischen Stil erbauten Gebäuden viele ansehnliche, zuweilen mit geschnitztem Balkenwerk versehene Bauernhäuser und gutgehaltene, reinliche Straßen. Ein Theil von Dürrmenz, der sich ziemlich abgesondert längs der Enz hinaufzieht, wird das Welsche Dörfle (früher Du Queyras) genannt; hier siedelten sich im Jahr 1699 eingewanderte Waldenser an.

Die dem h. Andreas geweihte Kirche steht am Westende von Dürrmenz bei dem großen, mit schönen Denkmälern und schattigen Bäumen besetzten Friedhofe und ist zum größten Theil in spätgothischen Formen mit hübschgefüllten Spitzbogenfenstern, und östlich stehendem Thurm aufgeführt. An der Südseite des Schiffes liest man über einem gradgestürzten Renaissancefenster 1650 und an der Ostseite, der Südostecke zu, steht über dem Eingang in höchst origineller erhabener Schrift 1585; hier liegt auch ein uralter kesselartiger Taufstein.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0205.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)