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Abbate. Anno Domini MDI. trägt. Der Abfluß des tiefen Sees, die Salzach, fließt theils durch den Klostergraben, theils wird sie in unterirdischen Kanälen durch das Kloster, wo sie die Klostermühle treibt, geleitet und kann mittelst angelegter Schleußen in die ihr angewiesenen Rinnen geleitet werden.

Außer dem 8 Morgen großen tiefen See liegen noch auf der Markung der 36 Morgen große Roßweiher, der 7–8 Morgen große Hohenacker See, welcher 1/8 Stunde südöstlich vom Ort im Wald Milchhäusle liegt, und der 52 Morgen große Aalküsten-See bei der Aalküsten-Mühle; auch besteht ein kleiner Weiher im Oberamteigarten.

Überdies hatten die fischliebenden Mönche noch mehrere Weiher angelegt, die trocken gelegt und zu Wiesen- oder Gartenland umgewandelt wurden, wie der erst 1865 trocken gelegte Eilfinger See beim Eilfinger Hof, der Abtsee und der Hechtsee im Salzachthal westlich von Maulbronn und endlich der Binsensee, welcher östlich vom Ort lag.

Die Erwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Weinbau, Viehzucht und Gewerben; von den letzteren sind zu nennen: 2 Kaufleute, 1 Krämer, 4 Schildwirthschaften, 2 Bierbrauereien, eine Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang innerhalb, und eine Sägmühle mit Ölmühle und Hanfreibe außerhalb des Orts; überdies sind die nöthigsten Handwerker vorhanden, von denen Schneider und Schuhmacher auch nach außen arbeiten. Von Bedeutung sind die nahe beim Ort angelegten 6 Keuperwerksteinbrüche, aus denen vortreffliche Platten, Bau- und Werksteine gewonnen und weithin, namentlich auch in das Badische abgesetzt werden, was den Ortseinwohnern theils Gelegenheit zum Verdienst, theils eine namhafte Einnahme sichert. Die Vermögensumstände der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen; der vermöglichste Bürger besitzt 78 Morgen, der sog. Mittelmann 20 Morgen und die ärmere Klasse 2–4 Morgen Grundeigenthum. Nur 3 Personen erhalten gegenwärtig Unterstützung von Seiten der Gemeinde.

Auch auf den angrenzenden Markungen Knittlingen, Ölbronn und Zaisersweiher haben einige Ortsbürger sich Grundstücke angekauft.

Die ziemlich große, jedoch über 2/3 mit Wald bestockte Markung hat mit Ausnahme der Thalgehänge eine ebene Lage und einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus einem sandigen Lehm, theils aus den schweren thonigen Zersetzungen des unteren Keupermergels besteht; in der Thalebene unterhalb Maulbronn ist der Boden theilweise moorgründig.

Das Klima ist sehr mild, jedoch die Luft etwas feucht, was theils von den nahe gelegenen Seen und ehemaligen Seegründen, theils von dem Umstand herrührt, daß das Thal nur gegen Westen geöffnet und den von dieser Richtung herkommenden feuchten Winden zugänglich ist. Schädliche Frühlingsfröste kommen auch hier zuweilen vor, dagegen ist Hagelschlag selten.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)