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daher in dieser Beziehung in der Reihe der Oberämter die 45. Stelle ein. Die Pferdezucht (kräftiger Landschlag) ist im allgemeinen ganz unbedeutend und nur in Enzberg und Sternenfels von einigem Belang. Die Stuten werden zuweilen auf die Beschälplatte nach Vaihingen zur Bedeckung gebracht. Auch die Pferdehaltung ist nur in Enzberg, Knittlingen (gegen 90 Pferde), Lomersheim, Ötisheim, Ölbronn und Sternenfels (beträchtlich) von einiger Bedeutung, indem das Feld meist mit Rindvieh bestellt wird.

Die Rindviehzucht. Nach der gedachten Aufnahme zählt der Oberamtsbezirk 90 Zuchtstiere, 1273 Ochsen und Stiere über 2 Jahre, 4995 Kühe und Kalbeln, 1525 Stück Schmalvieh und 2256 Kälber, im Ganzen 10.139 Stücke. Sonach kommen auf 100 Einwohner 45,9, und auf 100 Morgen landwirthschaftlich benützter Fläche 26,7 Stücke Rindvieh. Der Bezirk nimmt in dieser Beziehung die 40. Stelle in der Reihe der Oberämter ein. Im allgemeinen wird die Rindviehzucht eifrig und gut betrieben, besonders in den Orten Derdingen, Diefenbach, Dürrmenz, Gündelbach, Illingen, Knittlingen, Lienzingen, Wiernsheim.

Am unbedeutendsten ist die Rindviehzucht verhältnißmäßig in Sternenfels. Einen besonders schönen Viehstand hat der Pächter der Staatsdomäne Eilfingerhof aufgestellt.

Was den Rindviehschlag und Zuchtbetrieb betrifft, so findet man im Bezirk am häufigsten einen guten Landschlag mit Simmenthaler Kreuzung; in den Orten Lomersheim, Ötisheim, Serres, Schönenberg und Zaisersweiher besteht reine Landrace, (meist Neckarschlag); einige Orte züchten nebenbei auch die Allgäuerrace. Auf dem Eilfingerhof ist die Holländerrace aufgestellt.

Zur Nachzucht und Veredlung des Viehstandes halten sämtliche Orte tüchtige Farren, theils von reiner Simmenthalerrace, theils von Simmenthaler- und Landrace gekreuzte, einige auch von reiner Landrace. Die Haltung der Zuchtstiere geschieht mit Ausnahme von Pinache von Ortsbürgern, welche die Farren anschaffen und zu deren Unterhaltung von Seiten der Gemeinden mit Geld und unentgeltlichem Gütergenuß entschädigt werden. In Pinache hat der Pächter des Witthumguts die Zuchtstiere anzuschaffen und zu unterhalten.

Der Handel mit Vieh, auch mit gemästetem, auf benachbarten Märkten, namentlich aber nach Baden und Frankreich ist nicht unbedeutend; den regsten Handel treiben die Orte Derdingen, Dürrmenz, Gündelbach, Knittlingen, Ölbronn, Serres, Wiernsheim und Zaisersweiher; das meiste Mastvieh setzt Ölbronn und Wiernsheim ab. Der Milchverkauf sichert den Orten Maulbronn, hauptsächlich dem Eilfingerhof, Enzberg, Ötisheim und Wurmberg eine zum Theil erkleckliche Einnahme. Die nicht zum Verkauf kommende Milch wird theilweise verbuttert in Handel gebracht.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0097.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)