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Löhnen, welche gegen früher namhaft gestiegen sind, nicht immer Gehilfen genug.

Vor der Erbauung der Eisenbahnen waren ein belebendes Element im Bild des Bezirks die zwei Hauptstraßen, welche ihn, die eine Pforzheim zu, die andere Mannheim und Frankfurt zu führend, durchschneiden. Zahlreiche häufiger Rast bedürftige Frachtfuhrwerke benützten die Straßen, und verschafften den an denselben gelegenen Ortschaften manchen Erwerb. Auf den Eisenschienen drängt sich jetzt der Strom des Weltverkehrs rasch durch die Gegend, und bringt die Massen, welche er in Bewegung setzt, fast nur bei der bedeutenden Station Mühlacker in minder flüchtige Berührung mit seinem Ufer.

Die wichtigen Straßen, welche durch den Bezirk führen, sind ihm mehr als einmal verhängnißvoll geworden. Kaum wurde im dreißigjährigen Krieg eine andere Gegend Schwabens grausiger verwüstet als das Maulbronner Amt, und nachdem es sich seit 1649 zu erholen angefangen hatte, durch die Mordbrennereien der Franzosen ähnlich wie die benachbarte Pfalz heimgesucht (s. hier. den historischen Abschnitt). In Folge dieser Schicksale bot das Maulbronner Amt fremden Ansiedlern Raum. Schon nach dem dreißigjährigen Krieg muß sich die Bevölkerung auch durch solche, die übrigens mit den Resten der früheren Einwohner, welche aus ihren Zufluchtsstätten zurückkamen, bald zusammenwuchsen, wieder ergänzt haben. Der Nachweis über den Umfang und die Herkunft dieses fremden Einschusses ist freilich im Einzelnen nicht leicht; aber in Schützingen z. B. hat sich nach dem westphälischen Frieden eine Anzahl von Familien aus Oberöstreich niedergelassen, und auch sonst finden sich in den Kirchenbüchern aus derselben Zeit Namen, welche auf Einwanderung hindeuten. Der alten Einwohnerschaft standen ferner gegenüber die am Schluß des 17. Jahrhunderts in Württemberg aufgenommenen und großen Theils im Maulbronner Amt angesiedelten Waldenser. Ihre Nachkommen haben einiges Eigenthümliche bis auf die Gegenwart bewahrt, wenigstens soweit sie noch in den von den Vorfahren gegründeten und in der Regel nach den Wohnsitzen in der alten Heimat benannten Dörfern in größerer Anzahl beisammen sind. Sie heißen im Volksmund noch jetzt Welsche. Kleinere Gruppen romanischer Nationalität, welche sich in Folge der waldensischen Einwanderung deutschen Gemeinden des Bezirks angeschlossen hatten, sind im Lauf der Zeit vom überwiegenden Bevölkerungstheil aufgesogen worden, und haben fast nur in eingesprengten französischen Familiennamen und im leiblichen Typus Einzelner Spuren zurückgelassen. Pinache mit dem Filial Serres und Groß-Villars sind jetzt die bedeutendsten ihrer Gemeinden im Bezirk, aber in beiden haben sich schon früh auch Deutsche angesiedelt. Luzern, die Waldenserniederlassung bei Wurmberg, ist in dieser Gemeinde

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0071.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)