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Familien und der ärmeren Klasse dieß weniger nachgesagt werden kann. Die Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen, indem der begütertste Bürger 55 Morgen, der sog. Mittelmann etwa 25 Morgen und die ärmere Klasse 1/2–1 Morgen Grundeigenthum besitzt. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 4 Personen.

Die Feldgüter haben mit Ausnahme der Gehänge gegen das Buchenbach-Thal und einiger Seitenthälchen eine flachwellige Lage und einen ziemlich fruchtbaren Boden, der größtentheils aus Lehm und an den Gehängen aus den Zersetzungen des Hauptmuschelkalks besteht. Die klimatischen Verhältnisse sind günstig und Hagelschlag kommt selten vor.

Der Ackerbau, bei dem durchgängig der flandrische Pflug und neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln der Gips in Anwendung kommt, beschäftigt sich mit den gewöhnlichen Cerealien und in der beinahe ganz angeblümten Brache baut man vorzugsweise dreiblättrigen Klee und Kartoffeln, überdieß Angersen, Welschkorn, Ackerbohnen, Futterwicken, Rüben, Kraut etc.; von Handelsgewächsen zieht man ziemlich Reps, namentlich auf den größeren Gütern der beiden Parzellen, Flachs, Hanf, Zuckerrüben etc. Bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 4–5 Sri. Haber, 21/2–3 Sri. Weizen, 4 Sri. Gerste, 21/2–3 Sri. Roggen beträgt die Ernte je nach der Güte des Bodens und des Jahrgangs 5–10 Scheff. Dinkel, 4–8 Scheff. Haber, 4 Scheff. Weizen, 4–6 Scheff. Gerste und 4 Scheff. Roggen per Morgen. Hirse kommt in geringer Ausdehnung zum Anbau. In günstigen Jahren erträgt ein Morgen 140 Sri. Kartoffeln. Über den eigenen Bedarf können in reichlichen Jahren 1000 Scheff. Dinkel, 400 Scheff. Haber und 50 Scheff. Reps nach Außen verkauft werden. Die Bewohner des Gollenhofs und des Heidenhofs verkaufen nicht selten für je 2000 fl. Reps und jeder Hof etwa 700 Scheff. Dinkel. Der Absatz der Früchte geht auf die Schranne in Winnenden, der des Repses nach Heilbronn. Die Preise der Äcker bewegen sich von 100–600 fl. per Morgen und die der Wiesen von 200–700 fl.

Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, sind ergiebig und liefern gutes, nahrhaftes Futter, das im Ort selbst verbraucht wird.

Die Weinberge wurden in den Jahren 1820 und 1821 alle ausgereutet und dem Obstbau übergeben, der hier sehr ausgedehnt und mit Vortheil betrieben wird; man pflegt vorzugsweise Luiken, Reinetten, Fleiner, Rosenäpfel, etwas Süßäpfel, Palmischbirnen, Knausbirnen, Wolfsbirnen etc. Von Steinobst zieht man viel

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)