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erstere eine württembergische Prinzessin ist, in Gegenwart des Königs beeidigt.

Am 6. April 1818 und 27. Jan. 1838 stiftete K. Wilhelm noch eine Anzahl Präbenden hinzu für unbemittelte Fräulein des ritterschaftlichen Adels ohne Unterschied der Konfession. Es sind jetzt – ernannt vom Könige – 1 Äbtissin und 10 Stiftsdamen und 10 präbendirte Fräulein. Die Äbtissin bezieht, wenn es eine Prinzessin ist, jährlich 2000 fl., außerdem 1500 fl., jede Stiftsdame 600 fl., jedes Fräulein 200 fl. Die Äbtissin und die 6 ältesten Stiftsdamen haben freie Wohnung im Stiftsgebäude anzusprechen. Von 1805 bis 1850 wohnte jedoch keine Äbtissin mehr hier, aber seit den letzten Jahren dient das Stift wieder zum Sommeraufenthalt derselben. Unter den Stiftsdamen hat im letzten halben Jahrhundert vorlängst nur eine einzige von der stiftungsgemäßen Benützung des Gebäudes Gebrauch gemacht. Verehelichung hat überall den Verzicht auf den Stiftsgenuß zur Folge.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Lichtenberg, Schloß, das mit einem dazu gehörigen 311 Morgen 27 Ruthen großem Gut, worunter 202/8 Morgen Weinberge und 726/8 Morgen 45 Ruthen Waldungen, Eigenthum des Freiherrn v. Weiler ist. Das Gut ist gegenwärtig an den Ökonomen Stockmayer verpachtet, der es in einem achtschlägigen Fruchtwechsel mit Luzerne im Außenschlag sehr rationell bewirthschaftet und einen tüchtigen Viehstand, bestehend in 20 Stück Rindvieh (Neckarschlag), 4 Pferden und 100 Stück Bastardschafen aufgestellt hat.

Das Schloß Lichtenberg erhebt sich großartig auf der äußersten Spitze eines schmalen Ausläufers der Löwensteiner Berge und bildet eine Zierde der ganzen Umgegend. Auf einem angenehmen, anfangs durch fruchtbare Ackergelände, weiterhin durch schattigen Buchwald führenden Weg, gelangt man in 1/4 Stunde von Oberstenfeld bis zum Schloß, dessen von Natur allein zugängliche östliche Seite durch einen tiefen, in den Keupersandstein gebrochenen, mit Gebüsch und Bäumen üppig verwachsenen Graben unzugänglich gemacht wurde; an den übrigen drei Seiten sind Vorwerke angelegt, die freundliche Blumengärten und Hofräume mit Ökonomiegebäuden einschließen. Über den Graben führt an der Stelle der ehemaligen Zugbrücke eine steinerne Brücke zu dem Eingang in den äußeren Schloßhof; über dem Eingang ist eine Bildhauerarbeit angebracht mit der Jahrszahl 1486, den gekreutzigten Christus, von mehreren größtentheils sehr beschädigten Figuren umgeben, darstellend. Unter

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0268.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)