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Ein Patrimonialgericht bestund, wie in ähnlichen ritterschaftlichen Orten, bis zum J. 1809.


Mundelsheim,
mit Schreyerhof, Weiler, und Ziegelhütte, Haus,
Gemeinde II. Kl. mit 1658 Einw., wor. 5 Kath. und 2 eigener Konfession. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Thalheim, O.-A. Heilbronn, eingepfarrt.

Das marktberechtigte Pfarrdorf Mundelsheim mit einer neuerdings errichteten Postexpedition, hat eine sehr angenehme, wohl geschützte Lage in einer kleinen, mit üppigen Weinbergen umgebenen Bucht des Neckarthals, dessen ziemlich breite, wiesenreiche Thalebene sich an die westliche Seite des Dorfs anlehnt. Der Neckar fließt etwa 1000′ westlich vom Ort vorüber und sendet einen Arm bis nahe an das Dorf, dort eine Mühle mit 4 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Hirsegang, einer Hanfreibe und einer Sägmühle in Bewegung setzend. Nachdem dieser Arm wieder zu dem gegen Norden fließenden Neckar zurückgekehrt ist und hiedurch eine kleine Insel gebildet hat, macht der Fluß schnell eine Wendung gegen Südwest und bald gegen Süden, so daß er eine namhafte Strecke wieder zurückfließt, bis er weiterhin einen südwestlichen Lauf annimmt. Gerade da, wo der Neckar diesen scharfen Bogen beschreibt, erhebt sich an demselben eine steile Thalwand (Käsberg), die sich in amphitheatralischem Bogen bis an das Dorf hinzieht und auf der die besten Weine nicht allein in dem diesseitigen Bezirk, sondern mit wenig Ausnahmen im ganzen Lande erzeugt werden. Der Ort selbst besteht gleichsam nur aus 2 Hauptstraßen, die eine dem Neckarthal entlang beinahe rechtwinkelig auf die andere führend, welche gegen Osten in eine kleine Seitenschlucht des Neckarthals hinzieht. An den Hauptstraßen, wie an den von ihnen abgehenden engen Seitensträßchen lagern sich dicht gedrängt die meist aus Holz erbauten, theilweise sehr alten Gebäude, unter denen man nur einzelne stattliche Bauernhäuser und einige im städtischen Styl erbaute Wohnungen trifft. Der Ort war früher ummauert und hat jetzt noch 3 Thore, auf denen theils Wohnungen für arme Einwohner, theils Arrestlokale eingerichtet sind.

Am nordwestlichen Ende des Dorfs stehen erhöht die Kirche, das Schulhaus und das vom Staat zu unterhaltende ansehnliche Pfarrhaus mit Ökonomiegebäuden, Garten und geschlossenem Hof. Die ursprünglich im gothischen Styl erbaute Pfarrkirche hat spitzbogige, der Füllungen beraubte Fenster und im Laufe der Zeit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0236.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)