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der den Ort in 2 freundliche mit Obstgärten umgebene Gruppen theilt, jedoch nicht unmittelbar an der Vereinigung der beiden Thäler in die Bottwar mündet, sondern noch beinahe 1/4 Stunde lang neben derselben herlauft und sich erst bei der Benzenmühle mit ihr vereinigt.

Beide Orte sind reinlich gehalten und bestehen, mit Ausnahme einzelner, aus kleinen, Armuth verrathenden Häuschen. Das Schulhaus, welches ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters enthält, steht in Lembach, das im Jahr 1837 neu erbaute Rathhaus mit Thürmchen auf dem First in Hof; daselbst befindet sich auch eine von der Bottwar getriebene Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang, einem Hirsegang und einer Hanfreibe. Die gemeinschaftliche Kelter liegt zwischen beiden Orten.

Das nöthige Trinkwasser liefern in Lembach ein Schöpfbrunnen und ein Pumpbrunnen, in Hof ein laufender Brunnen.

Beide Orte sind durch ein gut unterhaltenes Sträßchen in Verbindung gesetzt; es führt bei Hof mittelst einer hölzernen Brücke über die Bottwar und zieht beim Sauserhof auf die Groß-Bottwar–Beilsteiner Landstraße.

Die im allgemeinen minder bemittelten Einwohner sind fleißige, genügsame Leute, die ihre Haupterwerbsquelle im Weinbau finden, daher sie einige auf einander folgende Fehljahre bald wieder in Armuth versetzen. Feldbau und Viehzucht wird nur untergeordnet getrieben. Der früher ziemlich häufige Kretinismus ist sichtlich im Abnehmen begriffen, dagegen kommen Schleimfieber immer noch häufig vor.

Die kleine, zum größeren Theil bergige Markung hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der aus einem ergiebigen Lehm und vorherrschend aus Keupermergel besteht, welch letzterer sich für den Feldbau weniger, dagegen für den Weinbau vorzüglich eignet.

Im Dreifeldersystem mit ganz benützter Brache baut man die gewöhnlichen Cerealien und Brachgewächse; bei einer Aussaat von 7–8 Sri. Dinkel, 3 Sri. Gerste, 3–4 Sri. Haber beträgt die Ernte 8–10 Scheffel Dinkel, 4 Scheffel Gerste und 5 Scheffel Haber vom Morgen. Die Bestellung der Felder geschieht mittelst des Schwärz’schen Pflugs, der meist mit Kühen bespannt wird. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–600 fl.

Die Wiesen sind durchaus zweimähdig und ertragen vom Morgen durchschnittlich 35 Centner gutes Futter. Die höchsten Preise eines Morgens betragen gegenwärtig 500 fl. und die niedersten 200 fl. Weder von dem Ertrag der Felder noch der Wiesen findet Absatz nach Außen statt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)