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b. Maßhaldersbuch,

ein Hof des Grafen von Normann Ehrenfels an der Zwiefalter-Straße, 1 St. östlich von Oberstetten. Der Hof bildet eine eigene Markung, die ansehnlichen Gebäude wurden von dem Abt Michael zu Zwiefalten i. J. 1616 aufgeführt. Wie der Hof an Zwiefalten, und von da an seinen jetzigen Besitzer gekommen, ist bey Oberstetten und Ehrenfels zu sehen. Bey dem Hofe steht eine merkwürdige Capelle, welche einst im Weidenthal gestanden hatte. Sie wurde dort i. J. 1224 zu Ehren des heil. Moriz erbaut, und war bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts als Wallfahrtsort sehr besucht. Dem Patron zu Ehren wurden bey diesen Besuchen von den jungen Leuten Spiele und Wettkämpfe angestellt, damit, nach der frommen Bemerkung des klösterlichen Chronikschreibers, der Teufel auch seine Capelle hatte. Im Jahr 1508 wurde die Capelle zerstört, und 100 Jahre später von dem Abt Michael auf ihrem gegenwärtigen Platze wieder aufgebaut. Sie hatte einen eigenen Meßpriester, in der Folge wurde sie von dem Pfarrer in Ehestetten versehen, seit langer Zeit aber wird sie gar nicht mehr gebraucht.

Den großen Zehnten und den Heuzehenten hat die Pfarrey Oberstetten mit Ausnahme des Bezirks Weidenthal, wo ihn mit ihr bisher der Baron von Spät-Marchthal als Gutsherr von Ehestetten gemeinschaftlich hatte. Das vormalige Kloster Zwiefalten hat sich aber mit der Pfarrey durch einen Vertrag v. J. 1705 dahin verglichen, daß ihr dafür jährlich 4 Eimer Wein, 22 Sch. 23/4 V. Dinkel und ebensoviel Haber gereicht werden, welche nun von dem Gutsherrn übernommen sind, der dafür den Zehnten genießt. Zu dem Gute gehören auch noch kleine Zehentantheile zu Oberstetten, Wilsingen, Aichelau und Pfronstetten. Auch waren vormals mehrere benachbarte Orte dahin frohnpflichtig; da aber diese durch eine K. Verordnung davon befreyt worden sind, so mußte nachher der Gutsherr dafür entschädigt werden, und die Cameralverwaltung hat jetzt demselben jährlich 246 fl. 3 kr. als Surrogat zu reichen. Zu dem Gute gehört eine Ziegelhütte.

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Münsingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1825, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAM%C3%BCnsingen202.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)