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Orts eine Säge-, Öl- und Gyps-Mühle und in der Nähe des Schlosses eine dem Freiherrn von Ulm gehörige Mühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt. Über das Flüßchen führt innerhalb des Dorfes eine hölzerne – und außerhalb desselben eine steinerne Brücke.

Das 21/2 Stunden südöstlich von Herrenberg und zwei Stunden westlich von Tübingen gelegene Dorf gehört zu den mittelgroßen des Bezirks und besteht bei einer ziemlich unregelmäßigen Anlage meist aus einfachen – zum Theil Armuth verrathenden Wohnungen; die Ortsstraßen, denen übrigens die Kandelung noch abgeht, befinden sich in ziemlich gutem Zustande.

Die Pfarrkirche zum hl. Stephan liegt 10 Minuten westlich vom Ort an der Vicinalstraße nach Reusten; sie wurde in den Jahren 1752–53 beinahe ganz neu in einem modernen Styl erbaut und nur das mit einem halben Achteck schließende Chor mit seinen Strebepfeilern hat sich von der früheren Kirche noch erhalten, jedoch sind die ehemaligen spitzbogigen Fenster desselben in rundbogige, moderne umgewandelt – und denen des neu erbauten Langhauses gleich gemacht worden. Der viereckige, ebenfalls neue Thurm, auf welchem drei Glocken hängen, geht gegen oben in ein Achteck über und trägt ein mit Schiefer gedecktes Bohlendach. Im Inneren ist die Kirche geräumig, freundlich, hell und durchaus weißgetüncht; Kanzel, Hauptaltar wie die Seitenaltäre sind im Rococcogeschmack mit reichverzierten, theilweise vergoldeten Schnitzwerken gehalten; an den Altären befinden sich Gemälde, unter welchen ein von dem Freiherrn von Ulm im Jahr 1848 gestiftetes, Christus am Ölberg vorstellend, sehr anspricht. Im Triumphbogen, der von dem Langhaus in das Chor führt, hängt ein altes, gut aus Holz geschnittenes Bild des Gekreuzigten; ein kleineres, übrigens noch älteres, steht ziemlich unbeachtet hinter dem Hochaltar. Im Chor selbst befindet sich ein sehr schön im germanischen Styl ausgeführtes Sacramenthäuschen, welches sich von der früheren Kirche noch erhalten hat; ein minder großes, aus der ehemaligen Todtencapelle dahin gebrachtes, steht am westlichen Kircheneingang. Die Unterhaltung der Kirche, wie des um die Kirche gelegenen Begräbnißplatzes hat die Stiftungspflege zu besorgen.

Eine zweite Kirche zum hl. Clemens steht auf der rechten Ammerseite am südöstlichen Ende des Orts; sie war vor dem Jahre 1608 den evang. Einwohnern von Poltringen, Oberndorf, später auch Reusten, so lange letztere keine eigene Kirche hatten, eingeräumt, bis sie im Jahr 1816 von der Gemeinde Poltringen angekauft wurde. Seit dieser Zeit dient die Kirche an

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_276.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)