Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ammer, wie an einen Theil der Alp und des Schönbuchs, welche zu den schönsten des Bezirks gezählt werden darf. Auf der rechten Seite des Thals drängt sich der steile, obst- und weinreiche Schönbuchabhang bis an die Thalsohle und bietet der Gegend einigen Schutz gegen rauhe Nordwinde, während die Ostwinde freien Zutritt haben, indem sich das Thal gerade gegen diese Himmelsgegend öffnet. Die Luft ist daher gesund, dagegen schaden nicht selten starke Nebel und Frühlingsfröste den Obstbäumen und den Reben. Im Allgemeinen ist die Gegend sehr fruchtbar und bringt alle gewöhnlichen Feldfrüchte hervor, wozu der humusreiche Alluvialboden in der Thalebene und der fruchtbare Diluviallehm in der Nähe des Orts vieles beitragen. Im südlichen Theil der Markung treten minder fruchtbare Thon- und Mergelböden auf, die sowohl für den Obst- und Weinbau, als auch für den Anbau von Luzerne und Esper benützt werden.

Das mit geringer Ausnahme auf der rechten Seite der Ammer gelegene, ziemlich kleine Dorf besteht eigentlich nur aus zwei Häuserreihen, die längs der breiten, reinlich gehaltenen Ortsstraße hingebaut sind; die Gebäude sind meist klein, aber heimlich und gut aussehend.

Die an dem südlichen Ortsende gelegene Pfarrkirche ist im Jahre 1711 in einem einfachen Styl neu erbaut worden; auf der westlichen Giebelseite steht ein viereckiges, in ein Achteck übergehendes Thürmchen, in welchem zwei von der früheren Kirche dahin gebrachte Glocken hängen, von denen die eine, sehr alte, die Namen der vier Evangelisten trägt, während die andere, noch ältere, weder Schrift noch Zeichen hat. An der nördlichen Außenseite sind zwei Gültlingische Grabdenkmale, welche in der früheren Kirche aufgestellt waren, eingemauert, das eine (Jergs von Gültlingen) von 1539, das andere von 1551.

Innen ist die Kirche geräumig und hat außer fünf alten, gut geschnittenen Holzfiguren, die an der Orgelbrüstung stehen und ebenfalls aus der früheren Kirche dahin gebracht wurden, nichts Bemerkenswerthes.

Um die Kirche lag der ummauerte Begräbnißplatz, statt dessen schon Anfangs dieses Jahrhunderts außerhalb (westlich) des Orts ein neuer angelegt wurde. Die Unterhaltung desselben hat die Gemeinde zu 2/3 und die Stiftungspflege zu 1/3, während die Baukosten der Kirche in den inneren Theilen der Stiftungspflege, dagegen alles Bauwesen an dem Thurm und an dem Äußeren der Kirche der Gemeinde obliegt.

Die frühere Kirche stand nebst Pfarr- und Schulhaus

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_270.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)