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sind arbeitsam aber nicht durchaus geordnet, viele sind unbemittelt und nur einzelne wohlhabend. Der größte Güterbesitzer hat 88 Morgen Felder und 12 Morgen Waldungen. Feldbau und Viehzucht bilden die Haupterwerbsquellen; von Gewerben sind zu nennen: eine nördlich vom Ort an der Ammer gelegene Mahlmühle (ehemalige Spitalmühle von Herrenberg) mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, eine durch Menschen getriebene Ölmühle, zwei Rothgerbereien, vier Schildwirthschaften, worunter zwei mit Brauereien, und zwei Krämer.

Die nicht unbeträchtliche Markung ist mit Ausnahme einiger gegen das Ammerthal ziehenden Thälchen ziemlich eben und grenzt nördlich an die Markungen Gültstein und Kayh, östlich an Breitenholz, südlich an Reusten und westlich an Thailfingen. Ein Theil der Markung liegt getrennt von der übrigen zwischen den Markungen Breitenholz und Kayh an der Keuperterrasse und hat einen Mergelboden, der früher mit Reben bepflanzt war und gegenwärtig für die Obstzucht benützt wird. Auf dem übrigen Theil der Markung besteht der Boden rechts von der Ammer aus einem tiefgründigen, fruchtbaren Diluviallehm, und links derselben lagert Keupermergel mit Gips, dessen Verwitterung einen strengen, hitzigen Thonboden liefert, der viel Dünger und Regen bedarf und minder ergiebig ist. Die besten Güter liegen im Mühlweg, Forstäcker, hinter Thal, Boll, hinter Lehen, Reuster Weg, Aischbach etc. Als Düngungsmittel werden außer dem gewöhnlichen Stalldünger und dem Pferch noch Jauche, Gips, Hallerde etc. angewendet.

Die Landwirthschaft wird dreifelderich mit 1/6 angeblümter Brache gut betrieben; von den gewöhnlichen Cerealien baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, außer diesen kommen noch Erbsen, Linsen, Wicken und Ackerbohnen (letztere unter dem Hafer) zum Anbau. In der Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter (rother, blauer Klee, Esper), Kraut, Ackerbohnen, viel Angersen, Kohlraben, Hanf, wenig Reps etc. gezogen; Hopfen pflanzt man in geringer Ausdehnung mit gutem Erfolg.

Bei einer Aussaat von 7 Simri Dinkel, 31/2 Simri Hafer und 21/2–3 Simri Gerste wird der durchschnittliche Ertrag zu 6 Scheffel Dinkel (einzelne Güter geben 10 Scheffel), 3–4 Scheffel Hafer und eben so viel Gerste per Morgen angegeben. Der höchste Preis eines Morgens Acker beträgt 400 fl., der mittlere 200–250 fl. und der geringste 10 fl. Getreide wird in großer Menge nach Tübingen zum Verkauf gebracht.

Der Wiesenbau ist ausgedehnt; die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, sind zweimähdig und erzeugen im Allgemeinen

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Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_148.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)