Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Einkorn, Weizen und Roggen; letzteren nur um des Bindstrohs willen. Der Reps, welcher beinahe auf allen Markungen des Bezirks mehr oder weniger gezogen wird, kommt, wo er nicht in den Fruchtwechsel eingereiht ist, ohne feststehende Regel in allen 3 Zelgen zum Anbau. In der Brache und im Sommerfeld werden gebaut: Kartoffeln, Ackerbohnen, Erbsen, Linsen, Wicken, Angersen, Kohlraben, weiße Rüben, ferner Futterkräuter in großer Ausdehnung, namentlich rother Klee (trifolium pratense sativum). Hanf, nur wenig Flachs und Mohn werden zum Theil in der Brache, größtentheils aber, wie auch Kraut (Spitzkohl), außerzelglich gezogen; sehr verbreitet ist die Kultur der Luzerne (medicago sativa), die Esparsette findet nicht selten ihre Stelle auf minder fruchtbaren Feldern. Eine landwirthschaftliche Seltenheit sind die Jettinger-Rüben, die nur auf den Markungen Ober- und Unter-Jettingen ein gutes Gedeihen zeigen (s. hierüber die Ortsbeschreibung von Ober- und Unter-Jettingen). Wegen des Mißlingens der Kartoffeln hat in neuerer Zeit auch der Anbau der Riesenmöhre einigen Eingang gefunden.

Handelsgewächse werden nicht in sehr großer Ausdehnung gepflanzt; Reps bauen hauptsächlich Kuppingen, Mötzingen, Ober-Jesingen, Öschelbronn, Reusten, Unter-Jettingen und besonders die Hofkammerdomänen Sindlingen und Nieder-Reuthin; auch die meisten übrigen Orte haben noch Repsbau, jedoch in ganz geringem Betrag. Flachs wird wenig gebaut, dagegen erzeugt beinahe jede Markung Hanf zum nothwendigsten örtlichen Bedürfniß; Bondorf hat den besten Hanfbau. Mohn pflanzen in ganz geringer Ausdehnung nur die Orte Herrenberg, Bondorf und Gültstein. Versuche mit dem Anbau des Hopfens haben in neuerer Zeit, Herrenberg, Altingen, Bondorf, Breitenholz, Entringen, Gültstein, Mönchberg, Oberndorf, Pfäffingen, Reusten und Unter-Jesingen mit gutem Erfolge gemacht. In Herrenberg wurde im Jahr 1852 etwas Tabak gebaut, indessen hatte dort schon zu Ende des vorigen Jahrhunderts Bürgermeister Diez solchen gepflanzt.

Die Brache wird im Allgemeinen von 1/102/3 angeblümt; den stärksten Brachenbau hat Unter-Jesingen, den geringsten Rohrau.

Die Bespannung des Pflugs geschieht meist mit Rindvieh (Ochsen, Stiere und Kühe); Pferde sind, mit Ausnahme von Gärtringen, Gültstein, Kuppingen, Nebringen, Ober-Jesingen, Öschelbronn und Reusten, weniger im Gebrauch.

Der aktive Handel mit Früchten, namentlich mit Dinkel, weniger mit Hafer und Gerste, ist sehr beträchtlich; in einzelnen im Norden und Nordwesten des Bezirks gelegenen Orten kommen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Herrenberg. Eduard Hallberger, Stuttgart 1855, Seite 048. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHerrenberg_048.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)