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bedrohten den Land-Commissär. Der Senat fand sich genöthigt, fünf der Rädelsführer verhaften zu lassen; aber Württemberg verlangte deren Loslassung. Der Senat gab nach, wandte sich aber um Schutz in seinem Besteuerungsrechte an den kaiserlichen Hof, welcher erkannte, daß nicht der württembergische Lehenhof, sondern der kaiserliche Reichshofrath zu entscheiden habe.

Inzwischen machten viele Truppenmärsche und andere Kriegskosten die Erhöhung von Steuern nothwendig. Neckargartach beschwerte sich abermals in Stuttgart; kaiserliche Dekrete unterstützten aber den Senat, die Steuerverweigerer wurden exequirt und am 1. Januar 1748 rückte eine Executionsmannschaft, nämlich eine Compagnie Musketiere und 25 Dragoner vom schwäbischen Kreis-Contingent in Neckargartach ein, und blieben bis 14. August daselbst.

Der Schulmeister und Gerichtsschreiber Joh. Phil. Hagner hatte sich an die Spitze der Querulanten gestellt, bei dem man später über den Aufruhr ein förmliches Tagebuch, Concepte und Abschriften fand.

Nun wandten sich die Unzufriedenen an das Reichskammergericht, welches sie mit ihrer Beschwerde abwies, und ein kaiserliches Rescript vom 30. Okt. 1748 entsetzte Hagner seiner Stellen. Dieser ging mit anderen Neckargartachern selbst nach Wien, übergab dort eine Vollmacht mit 101 Unterschriften und bat den Reichshofrath, ihn wieder einzusetzen und die Neckargartacher zu schützen. Der Senat stellte dagegen vor, man werde ihm doch nicht zumuthen, dem Haupträdelsführer, der die Jugend mit aufrührigen Grundsätzen ansteckte, auch noch zu besolden.

Ein kaiserliches Patent vom Jahre 1751 ordnete Execution wegen der Abgaben an: als Provisor Vogel zum Schulmeister ernannt wurde, protestirten die Rebellen gegen seine Anstellung, führten den Hagner mit Gewalt in die Schule und übergaben ihm ihre Kinder.

Der Magistrat lud die Anführer vor sich, zwei davon erschienen auch, aber mit einem Bogen Papier, auf dem die Namen aller Unbotmäßigen in Form eines Bataillon Quarre verzeichnet waren.

Neue kaiserliche Decrete forderten die Irregeleiteten zum Gehorsam auf. Hagner gab sie aber bei seinem Anhange für untergeschoben aus und zeigte dagegen nachgemachte von entgegengesetztem Inhalte. Doch hütete er sich nach Heilbronn zu gehen, umgab sich mit einer Leibwache, kaufte Gewehre und Munition und besetzte die Zugänge des Dorfes. Als das Kreis-Contingent zu Fuß, das in Heilbronn lag, am 8. März 1752 den Versuch machte, Hagnern festzunehmen,

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Heinrich Titot: Beschreibung des Oberamts Heilbronn. H. Lindemann, Stuttgart, Stuttgart 1865, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAHeilbronn_320.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)